NotAnonymousAtAll,

Mir würde ja für den Anfang schon mal reichen wenn die “linken” Parteien hier aufhören würden so zu tun als müssten bei alle Entscheidungen grundsätzlich alle anderen Argumente den marktwirtschaftlichen untergeordnet werden.

Guildo,

Kannst du Praxisbeispiele nennen?

NotAnonymousAtAll,

Ohne groß grübeln und recherchieren: “Lass mal die Bahn in ein Privatunternehmen umwandeln, dann wird ganz automatisch alles besser.”

Edit: Okay, schlechtes Beispiel, das war noch unter Kohl.

Guildo,

Das sagen linke Parteien? Tschuldigung, ich verstehe nur Bahnhof.

NotAnonymousAtAll,

Oben schon rein editiert, war Quatsch. Ich gebe zu, dass die Grundlage meines ersten Kommentars hier ein undifferenziertes Bauchgefühl war und suche noch weiter nach konkreten Beispielen die wirklich von linken Parteien kommen.

lugal,

Das ist auch der Punkt den ich nicht verstehe. Es gibt linke Parteien in Deutschland? Aber nicht im Parlament, oder?

Guildo,

Grüne, Linke und SPD sind alle drei links. Manchmal sogar die FDP in ganz wenigen Positionen, aber die bezeichnen wir nicht als links. Das linke Spektrum ist relativ weit und je nach eigener Position sagen manche, dass die aufgelisteten Parteien nicht links wären - das ist aber subjektiv. Links ist sowieso ein sehr weit zu fassender Begriff. Wenn wir von einer sozialistischen Position ausgehen, dann sind nur Linke und SPD sozialistisch, die Grünen nicht mehr. Auch hier geht es wieder subjektiv, je nach Position wird auch die SPD ausgeschlossen. So und dann gibt es noch die kommunistische und anarchistische Perspektive und da wirds dann kritisch - aus diesen beiden Perspektiven wird auch oftmals die Linke als rechts bezeichnet - da wird es dann aber wissenschaftlich schwierig.

Also ausgehend von der weitläufig akzeptierten Definition von links haben wir tatsächlich 3 linke Parteien im Bundestag. Falls Parteien ausgeschlossen werden, dann ist das zumeist eine subjektive Empfindung.

lugal,

Ich sehe ja ein dass meine Position subjektiv und dazu überspitzt ist, aber wo ist die “weitläufig akzeptierte Definition” nicht auch subjektiv?

Sie sind weiter links als die anderen, aber immer weiter nach rechts gerückt. In Regierungsposition machen alle neoliberale Politik.

Guildo,

Wollte das nur erläutern. Ich würde die SPD auch nicht mehr als links bezeichnen, aber dann sind die Spezial-Genossen immer direkt beleidigt.

NotAnonymousAtAll,

In Regierungsposition machen alle neoliberale Politik.

Das war genau mein Punkt ganz am Anfang: Ich wünsche mir von den Parteien die sich selbst als links darstellen, dass sie mit dem neoliberalen Zeug aufhören.

occhineri,

Mich als Laien würde hier noch wunder nehmen wie denn diese wissenschaftliche Definition lautet, nach welcher diese drei Parteien links sein sollen. Konkret: warum ist die SPD links, aber die FDP nicht? Beide sind liberal aber nicht antikapitalistisch.

Guildo,

Ich habs folgendermaßen beigebracht bekommen: Linke sehen in Menschen eher Gemeinsamkeiten, Rechte in Menschen eher trennenden Elemente. Wir setzen diese Trennung anhand unseres Parlaments, wobei die SPD links der Mitte ist und die CDU rechts der Mitte. Das hat historische Gründe. Es gibt auch noch andere Herleitungen, darunter die, dass links eher progressiv ist und rechts konservativ. Und laut dieser Skala ist die FDP momentan tendenziell eher rechts. Aber wie gesagt: Das kommt drauf an und es gibt mit Sicherheit auch gute Gründe nach den genannten Kriterien die FDP eher links zu sehen. Die momentan rechte Einschätzung liegt an Positionen wie z.B. der Befürwortung der privaten Krankenversicherung, welche die Menschen in diesem Land in min. 2 Gruppen trennt. Und da es auch keine Ambitionen gibt die Trennwände unserer Gesellschaft einzureißen, sehe ich auch nicht ein die FDP als irgendwie links zu bezeichnen. Übrigens wird die FDP auch laut Parlament so eingeordnet, sie sitzt direkt neben der AfD. Darüber gab es einen Streit, in dem sich die CDU durchgesetzt hat, die nicht neben der AfD sitzen muss. Ob das fair oder unfair ist, möchte ich nicht beurteilen.

NotAnonymousAtAll,

Okay, nächster Versuch:

Hartz IV/Arbeitslosengeld II

Da ist dann natürlich der offensichtliche Konter, dass Schröder nie links war. Aber das mit den Anführungszeichen in meinem ersten Kommentar war schon Absicht. Es geht mir gerade um Parteien die unter den praktisch heutzutage relevanten im relativ linken Spektrum einsortiert werden und in ihrer Selbstdarstellung soziale Aspekte betonen.

Guildo,

Wird akzeptiert.

ProcurementCat,

Der “Sozialist” in Venezuela will jetzt auch das Nachbarland Guyana annektieren. Irgendwie haben wir gerade sehr viele angebliche Sozialisten, die eher wie Faschisten wirken :/

iamkindasomeone,

Deswegen antiautoritärer Kommunismus nach Marx.

Bababasti,

Antiautoritärer Kommunismus

Meinten Sie: Anarchismus?

occhineri,

Ich denke, @iamkindasomeone hat auf die Definition des Kommunismus als staats- und klassenlose Gesellschaft angespielt. Das würde ich jetzt auch erstmal als antiautoritär interpretieren. Der Unterschied geschieht m.E. bei der Frage, wie man dahin gelangen soll.

Guildo,

Und da sind die Anarchisten in der Vergangenheit teils weniger zimperlich gewesen als Kommunisten. Ein gutes Beispiel ist der Gründungsparteitag der KPD. Während die Kommunisten dafür waren sich in Gewerkschaften zu organisieren und an Wahlen teilzunehmen, wollten die Anarchisten direkt zum Putschversuch übergehen und haben sich sowohl gegen Gewerkschaften, als auch gegen Wahlen durchgesetzt. Ähnliches konnte man schließlich auch bei der KAPD beobachten. Nochmal zur Erläuterung: Kommunisten greifen auch schnell zur Waffe, so ist es nicht - aber im Gegensatz zu Anarchisten warten Kommunisten meistens passende Umstände ab. Anarchisten hingegen wollen sofort drauf losschlagen. Insofern ist das ein bisschen Labelschwindel zu behaupten, dass Anarchisten einen antiautoritären Weg vorziehen würden. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass heutige Anarchisten sehr auf anti-autoritär tun - aber das sind meistens auch nur Worte. Und wenn Anarchisten wirklich behaupten sie wären anti-autoritär - da muss man sich zum. immer wieder fragen wie sie denn den Kapitalismus überwinden und sich wehren wollen, wenn es drauf ankommt.

occhineri, (edited )

Die historischen Umstände zu kennen ist sicher von Vorteil, jedoch finde ich es nicht sehr förderlich, in der Vergangenheit kleben zu bleiben. Der Fokus der heutigen Linken sollte auf Gewaltfreiheit liegen. Denn aus Gewalt entsteht eigentlich nur eines: noch mehr Gewalt. Mal abgesehen davon, dass wir von einem kommunistischen Putsch etwa soweit entfernt sind wie von einer Mars-Besiedelung, würde auch dieser nur zu mehr Gewalt führen. Der Kapitalismus befindet sich ohnehin in der Selbstzerstörung und die Gesellschaft im Wandel. Was daraus entsteht, wird sich zeigen. Aber fest steht: eine Gruppe bewaffneter Kommunisten kann da nicht viel dran ändern.

Guildo,

Kannst du nur die Ärzte zitieren oder hat deine Aussage auch eine reale Grundlage?

occhineri,

Die Ärzte sind doch real, oder?

Kannst ja auch mal mit Menschen sprechen, die einen Krieg miterlebt haben und was das psychisch mit ihnen gemacht hat. Z.B. aus dem Balkan, Syrien oder der Ukraine.

Guildo, (edited )

Die Gewalt bei einer Revolution wird dem Leid entsprechen, das die Kapitalisten über die arbeitende Bevölkerung gebracht haben. Es ist anzunehmen, dass diese geringer sein wird, als in vergangenen Zeiten, aber entsprechend des Leids, das wir täglich erfahren, immer noch groß genug. Wir werden höchstwahrscheinlich keine Guillotinen mehr aufstellen, aber milde wird das Urteil trotzdem nicht. Und wenn es zu einem Bürgerkrieg kommen wird, dann nur, weil sich die Kapitalisten wehren werden, nicht weil wir das beabsichtigen würden. Und die Metapher mit dem Krieg ist nunmal wirklich eine unpassende. Im Krieg musst du dich wehren. Da kannst du nicht einfach sagen: “Gewalt erzeugt Gegengewalt.” - Nein. Im Krieg gilt “Gewalt dämmt Gewalt ein.” - Denk alleine mal an den 2. Weltkrieg. Wäre es gerechtfertigt gewesen zu den Sowjets zu sagen: “Gewalt erzeugt Gegengewalt”? - Nein. Die Gegenwehr der roten Armee war absolut notwendig. Und ähnliches lässt sich auch über die heutige Ukraine sagen. Würdest du den Ukrainern sagen, dass sie den Krieg einstellen sollen, weil Gewalt immer Gegengewalt erzeugt? Nein. Es wird zurecht gesagt, dass die Ukrainer sich wehren sollen. Natürlich ist Frieden dem Krieg vorzuziehen, das ist auch keine Frage - aber ein Frieden bedeutet auch, dass entweder eine Seite von ihren Zielen ablässt oder beide Seiten sich auf einen Kompromiss einigen.

occhineri,

Es geht nicht darum, ob es gerechtfertigt ist, sich zu verteidigen oder nicht. Wenn in grossem Ausmass Gewalt ausgeübt wird, und sei sie auch noch so edel begründet, werden viele Menschen dadurch traumatisiert. Die meisten können damit nicht umgehen und werden ihrerseits gewalttätig, und das nicht zuletzt dort wo wirs nicht brauchen können: im Alltag. Ein Teufelskreis beginnt. Wenn wir und als Gesellschaft weiterentwickeln wollen und vielleicht irgendwann kommunistisch leben wollen, müssen wir solche Entwicklungen tunlichst verhindern. Und dann einfach den Kapitalisten die Schuld zuschieben mag vielleicht gerechtfertigt sein, ändert aber am Problem nichts. So wie du argumentierst, unterscheiden sich deinen Ideen letzten Endes nicht gross von der patriarchalen Logik der Kapitalisten.

Guildo,

sei sie auch noch so edel begründet, werden viele Menschen dadurch traumatisiert

Ich darf mich also nicht wehren, weil ich dadurch meine Peiniger traumatisieren könnte? Ich hab direkt schon keinen Bock mehr den Rest zu lesen. Welcher übrigens auch grober Dünnschiss ist und überhaupt nicht auf das eingeht, was ich geschrieben habe. Fein gemacht. Respekt. Und was ich ebenso daraus interpretiere: Die Ukraine soll aufhören sich zu wehren, denn das könnte die Russen traumatisieren und das würde dann wiederum einen Teufelskreislauf auslösen. Ich könnte noch weiter überspitzen, aber ich muss mich erstmal auskotzen.

occhineri,

Es mag dich überraschen, aber im Ukraine-Krieg werden hauptsächlich Ukrainer*innen traumatisiert.

Guildo,

Ach, die Russen, die zwangsrekrutiert werden und an der Front kämpfen müssen, die stecken das natürlich einfach so weg. Was ein Quatsch.

Guildo,

Ich weiß weder wo der antiautoritäre Kommunismus nach Marx herkommt, noch weiß ich inwiefern Anarchismus antiautoritär sein soll. Denn historisch gesehen, waren die anarchistischen Bewegungen teils wilder drauf als die kommunistischen. Als Beispiel: Die Theorie der militanten Putschversuche geht auf die Anarchisten zurück und davon war auch die KPD 1918/1919 sehr geprägt. Tatsächlich waren die Kommunisten in der frühen KPD eher eine Minderheit, dominierend waren die Anarchisten. Erst über die Zeit haben diese die Partei verlassen und sind u.a. zur KAPD rüber.

Bababasti,

Der (organisierte) Anarchismus ist doch „per Definition“ antiautoritär?

Guildo,

Kannst du mir eine solche Definition zeigen?

dafaelltmirbestimmt,

Ich glaub es geht darum, dass Anarchismus im allgemeinen mit “keine macht für niemand” gleichgesetzt wird und deswegen für die meisten (mich als laie eingeschlossen) erstmal antiautorität rüberkommt.

Bitte um Aufklärung.

Guildo,

Ja, gut, aber das wollen Kommunisten eigentlich auch. Kommunisten haben nur eingesehen, dass das in der Übergangsphase schwer zu bewerkstelligen ist, weil man sich dadurch verwundbar macht. Darum ist Anti-Autorität in diesem Sinne als naiv einzustufen - und wenn das andere gemeint ist, dann handelt es sich um ein irreführendes Label.

occhineri,

Hm…nun haben wir aber gelernt, dass in dieser Übergangsphase die Autorität nur noch autoritärer wird…was soll dann da draus werden, wenn erstmal der Klassenfeind besiegt ist? Denkst du, die Parteibonzen geben dann alle schön brav einfach so ihre Machtpositionen auf?

Guildo,

Nein, natürlich nicht, aber das wird von Kommunisten auch nicht abgestritten. Man spricht von Phasen. Man versucht in seiner Phase die Menschen möglichst weit zu entwickeln, um dann wiederum gestürzt zu werden. Wobei Sturz hier auch Abwahl bedeuten kann. Das Problem dabei ist nur: Man weiß nicht ob es danach zu einer Verbesserung oder Verschlechterung kommt, denn die Konterrevolution droht immer.

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