Quereinstieg in den IT-Sektor - Macht das Sinn? German

Hallo meine Computernerds! :)

Ich arbeite momentan im Labor-/ Chemiebereich und habe dort auch meine Ausbildung gemacht.
An und für sich gibt es genug Jobs und auch eine vernünftige Bezahlung, aber irgendwie hätte ich Bock, mich umzuorientieren.
Einfach nur so, weil ich’s halt kann.

Ich hatte in den letzten Jahren echt viel Spaß mit IT-Kram, insbesondere allem, was mit Linux zu tun hat.
Ich habe, wie gerade erwähnt, leider bisher keine professionellen Erfahrungen oder offiziellen Qualifikationen vorzuweisen, aber habe ein ziemlich gutes Verständnis von allem möglichen und richtig Bock, mich in neue Themen reinzufuchsen.
Ich finde bestimmt Wege, mich irgendwo reinzumogeln und die Personaler zu überzeugen ;)

Da ein großer Teil hier in dieser Community (teils schon seit Ewigkeiten) im IT-Bereich arbeitet oder vielleicht sogar dafür studiert hat, denke ich, dass ich hier ein paar Erfahrungen und Meinungen von euch kriegen könnte.

  • Haltet ihr das für eine (total) bescheuerte Idee?
  • Wie ist die Bezahlung, wenn man sich nicht auf irgendwas spezialisiert hat, langjährige Berufserfahrung in diesem Bereich oder Qualitifkationen vorzuweisen hat?
  • Würdet ihr mir raten, zuvor ein paar Qualitifkationen anzuschaffen? Wie viel kosten die und wie schwer sind die zu kriegen?
  • Oder würdet ihr sagen, dass ich lieber in meinem jetzigen Bereich bleiben soll?
  • Macht euch die Arbeit “Spaß”?
  • Welche Vorteile habt ihr im Vergleich zu anderen Sparten?

Ich bin noch sehr jung und mir würden viele Wege offen stehen. Nur ein Studium kommt für mich eher nicht in Frage, dazu müsste ich erstmal ein Abi nachholen, was in Bayern echt nicht einfach ist, besonders, wenn man berufstätig ist.

Anekdoteles,

Wie andere geschrieben haben: Wenn du Spaß dran hast, dann machs. Machen heißt aber nicht, Bootcamp hier, Zertifizierung da, sondern ein Homelab aufsetzen. Stichworte und gleichzeitig relevante Subs sind Homelab, Selfhosted, Homeserver.

Guenther_Amanita,

Mach ich bereits :)
Alter Mini-PC mit Debian als Host, CasaOS als Webinterface (Dockercontainer-Management, etc.) und hauptsächlich Nextcloud-AIO mit eigener Domain.

Ist zwar wirklich nicht viel und eigentlich eher basic, aber ich bin trotzdem stolz drauf, was ich damit schon erreicht habe c:

Geplant hätte ich noch, einen VPN-Tunnel (z.B. Tailscale oder Wireguard) zu bohren und damit u.a. mein Jellyfin oder Paperless auch von unterwegs zu benutzen, aber das kommt erst noch, sobald ich mich besser mit Networking auskenne :)

KISSmyOS,

Die Bezahlung hängt in den allermeisten Stellen in Deutschland immer noch an deiner Ausbildung.
Du wirst als Quereinsteiger mit einem niedrigeren Gehalt anfangen als jemand der eine Ausbildung oder ein Studium vorweisen kann, selbst wenn du mehr praktische Kenntnisse hast.
Nach Zertifikaten hat mich noch nie jemand gefragt.

Ich bin nach einem Studium der Ökologie als Quereinsteiger in die IT gegangen. Ich würde sagen, es ist einer der Bereiche wo man fachfremd am Besten reinkommt, aber bei einem Wechsel der Branche wirst du immer so ca. 2 Jahre an Gehaltsentwicklung verpassen, wenn nicht mehr. Ich bin erst nach 6 Jahren auf einem Niveau angekommen, das ich auch in meiner “ausgebildeten” Branche in der Zeit erreicht hätte.

Macht es Spaß? Joa, schon. Aber auch diese Branche verändert sich, und geht immer weiter weg von “Tüfteln auf der Kommandozeile” hin zu “You are not licensed to access this service”.

Nobsi,

Bitte bitte mach das. Wenn du dir selbst wissen erarbeiten kannst geh in die it. Dafür sind junior stellen da. Wir brauchen dich, mit deinem interesse, mehr als loser die seit 100 jahren linux in einer nische bearbeiten und mit neuen arbeitsweisen nicht mehr klarkommen

Anekdoteles,

mehr als loser die seit 100 jahren linux in einer nische bearbeiten

Du scheinst da an eine bestimmte Nische zu denken…

Nobsi,

Na das war aus rage. Ich meine die ganze sparte an losern die auf heise darüber kreiswichsen wie lange sie schon pin 2 und 7 bei festplatten mit büroklammern überbrücken oder so müll.
IT Boomer

MrFloppy,

Nur mal in den Raum geworfen, als Spagat vom Laborbereich zur IT: Wie wäre die Richtung des ISTQB zertifizierten Softwaretesters?

Guenther_Amanita,

Schau ich mir mal an, danke!

ed_cock, (edited )

Haltet ihr das für eine (total) bescheuerte Idee?

Kommt drauf an, wenn das jetzt nur so eine Laune ist dann ja, aber wenn du Spaß dran hast, dir ein gutes Grundverständnis aneignen kannst und methodisches Vorgehen beherrscht dann nein, auf keinen Fall, bitte komm zu uns.

Mal so als Idee: Arbeite dich in Netzwerke ein. Was ist TCP, was ist Ethernet, wie hängt das zusammen, was gibt es noch und warum ist das alles in Schichten aufgebaut? Was ist ein Subnetz, wie funktioniert Routing, wofür ist eine ARP-Tabelle, wie funktioniert DNS? Also nicht bloß die Antworten googlen (wobei das der wichtigste Skill eines ITlers ist), wirklich ein funktionierendes Modell davon im Kopf entwickeln anhand dessen du Troubleshooting machen kannst. Vielleicht auch mal Wireshark ansehen wenn du theoretisch etwas eingestiegen bist.

Wenn du danach noch Lust hast stehen die Chancen gar nicht schlecht.

Macht euch die Arbeit “Spaß”?

Schon, aber die Arbeit kann manchmal extrem frustrierend sein, sowohl aus technischen aber vor allem auch organisatorischen Gründen. Leute werden nicht verstehen wollen was du sagst oder was du machst aber trotzdem erwarten, dass alles irgendwie so geht wie sie sich das denken.

Würdet ihr mir raten, zuvor ein paar Qualitifkationen anzuschaffen? Wie viel kosten die und wie schwer sind die zu kriegen?

Zertifikate halte ich größtenteils für Humbug, eine Ausbildung ist da schon hilfreicher, versprich dir nur nicht zu viel von der Berufsschule an sich.

Viele Interessierte fangen wohl mit einem “Homelab” an, also ein bisschen Hardware nur zum herumspielen um z. B. mal Proxmox aufzusetzen und dann Dienste in VMs oder Container zu packen die in einem virtuellen Netz hängen. Kann man machen, aber bitte nicht dem Glauben verfallen dass man damit alles weiß - das sind Schichten auf Schichten von Abstraktion, es ist wichtiger die Konzepte zu kennen als jedes Detail einer konkreten Umsetzung.

Sonst ist Englisch enorm wichtig, finde ich. Oh, und ein bisschen Programmieren ist auch gut, wenn du mit Python oder so zwei APIs miteinander verbinden kannst bist du schon ein halber Gott.

Welche Vorteile habt ihr im Vergleich zu anderen Sparten?

Ich kann viel von zu Hause arbeiten, es ist schließlich egal von wo ich mich auf Systemen die eh ganz wo anders stehen einlogge.

federalreverse, (edited )
  • IT ist, glaube ich, nicht mehr so cool wie es in den 2000ern war. Vielleicht ist das nur mein desillusionierter Eindruck. Aber die Idee, dass Silicon Valley und IT jetzt voll so die Zukunft sind, ist m.E. ausgelutscht. Vor allem, nachdem sich in den 2010ern US-zentriertes Oligopol gebildet hat, das seine Marktmacht gegen die Gesellschaft verwendet.
  • Dir sollte klar sein, dass IT-Firmen im Opensource-Bereich fast genauso arbeiten wie alle anderen: Es geht um Geld und Marktmacht. Managerys interessieren sich nur dann für Copyleft, wenn es darum geht, die eigenen Marktanteile mithilfe von Copyleft zu beschützen oder sich gegen Klagen zu verteidigen. Interne Prozesse benutzen nur im Ausnahmefall Opensource-Software, weil das Gartner Magic Triangle was anderes gesagt hat. Opensource wird teils als reines Marketingtool verstanden, das nur dafür sorgt, frische Kundenströme (“pipeline”) zu akquirieren. (Etc.)
  • IT-Unternehmen sind letztlich Dienstleister, die dafür sorgen, dass andere Firmen/Organisationen arbeiten können. Es kann gut sein, dass die Kunden deines tollen IT-Unternehmens Firmen sind, die du eigentlich nicht unterstützen möchtest.
  • Viele der größeren Arbeitgeber arbeiten mit Recruiterys. Die sitzen meist in Osteuropa und haben nicht so viel Ahnung vom Thema, aber können LinkedIn, GitHub und StackOverflow bedienen. Es hilft auf jeden Fall, wenn du dich in einem Opensource-Projekt engagierst und so ein sichtbares Github-Konto aufbaust. Du solltest auch bei Linkedin rumhängen, wenn du das erträgst. Alle genannten Plattformen haben eine “Ich suche Arbeit”-Schaltfläche, mit denen man sich interessant machen kann.
  • Es könnte sein, dass es ein Problem ist, dass du kein Abi hast. Insbesondere, wenn du an ein Recruitery gerätst, das deine Qualifikationen gegen eine Checkliste prüft (“mindestens Bachelorabschluss verlangt”). Bei meinem alten AG (Bayern, Linux-Umfeld) hatten die Azubys nahezu alle ein Abi und oft auch ein angefangenes Studium.
  • Mir hat IT-Arbeit Spaß gemacht, weil ich mich auf einen Bereich konzentrieren konnte und dort (begrenzt) etwas schaffen konnte. Weil zwischenzeitliche Fehler nicht sofort tödlich sind, sondern es nur darauf ankommt, sie auszubügeln und am Ende ein sinnvolles Ergebnis zu liefern. Ich finde es gut, dass man sehr viele Dinge einfach nachschauen kann und sogar schon am richtigen Gerät dafür sitzt. Computer arbeiten schneller als Menschen, deshalb sind die Feedbackloops, ob etwas funktioniert oft sehr kurz.
  • Je nach Firma und Gehaltsstufe kann man viel in Meetings sitzen. Das macht meist nur bedingt Spaß. (Pro-Tipp: Bei Meetings sollte es immer eine Tagesordnung, einen zeitlichen Rahmen und ein Protokoll geben. Dann kann das sinnvoll werden.)
  • Geld war mir nie so wichtig (ich wollte im Grunde nur genug haben für eine Wohnung, Essen und zwei Fahrräder; das hat immer sehr gut geklappt). Mit deinen aktuellen Qualifikationen und dem Gehalt ist das aber so eine Frage. Wenn du bei einer größeren Firma unterkommst und diese Potential bei dir erkennt, kann es sein, dass du schnell mehr verdienst.
  • [Heimbüro empfinde ich als zweischneidiges Schwert. Bei IT-Firmen insbesondere dann, wenn man neu in der Firma ist (Prozesse müssen alle über Chat/Anruf erklärt werden, was nicht immer so viel Spaß macht). Aber auch später führt Heimbüro oft dazu, dass man mehr arbeitet und keine richtige Trennung mehr zwischen Beruf und Freizeit hat.
  • Spezialqualifikationen veralten sehr schnell, insbesondere im Web-Bereich.]
  • Bei größeren Firmen arbeitet man oft mit internationalen Kollegys zusammen. Das ist meistens cool und das eigene Englisch wird graduell besser. Manchmal ist es anstrengend, vor allem mit den Zeitzonen oder wenn man zum Beispiel ein indisches/amerikanisches Managery hat, was komplett andere Anforderungen an Arbeit hat als sie in Deutschland üblich sind.

Bearbeitung: [] = später hinzugefügt

WhiteHotaru,

Hi! Ich habe Philosophie und Pädagogik studiert und mache inzwischen IT-nahe Beratung. Kompletter Quereinsteiger. Mein Thema ist eher Architektur und Plattformkonfiguration. Ich bin häufig der Vermittler zwischen den Auftraggebern aus den Fachbereichen und den Umsetzenden/der IT-Abteilung. Und zu deinen Fragen:

Haltet ihr das für eine (total) bescheuerte Idee?

Nö. Mach mal.

Wie ist die Bezahlung, wenn man sich nicht auf irgendwas spezialisiert hat, langjährige Berufserfahrung in diesem Bereich oder Qualitifkationen vorzuweisen hat?

Ich habe meine Firma karriereleitertechnisch durchgespielt und bin bei rund 80K.

Würdet ihr mir raten, zuvor ein paar Qualitifkationen anzuschaffen? Wie viel kosten die und wie schwer sind die zu kriegen?

Bei mir ist es immer learning by doing gewesen. Qualifikationen können dir bestimmte Themen noch zielgerichteter vermitteln.

Oder würdet ihr sagen, dass ich lieber in meinem jetzigen Bereich bleiben soll?

Nein. Wenn du jung bist, mach es.

Macht euch die Arbeit “Spaß”?

Ja. Gute Mischung aus Kundenkontakt und herumnerden mit der Software: also Konfiguration, bugs finden und beheben, konzeptionelle Weiterentwicklung.

Welche Vorteile habt ihr im Vergleich zu anderen Sparten?

3/5 Tagen Homeoffice. Wir können weltweit arbeiten. Hatte mal einen Kollegen in Südostasien und habe auch schon vom Sommerhaus aus gearbeitet. Internet und Laptop reicht.

Anekdoteles,

3/5 Tagen Homeoffice. Wir können weltweit arbeiten.

Wie passt das zusammen?

Hatte mal einen Kollegen in Südostasien und habe auch schon vom Sommerhaus aus gearbeitet

Sucht ihr noch Leute? Meinem neuen Arbeitgeber ist es nämlich doch nicht so egal, von wo aus ich arbeite, wie er mir zuvor versprochen hat.

WhiteHotaru,

Normalerweise arbeiten wir vom Büro aus. Aber nach dem Urlaub noch 1-2 Wochen Remote arbeiten ist auch möglich.

Bedeutet also nicht, dass wir permanent Remote arbeiten. Die Mischung macht es. Der Kollege war durch Corona dort gestrandet.

Ja, wir suchen.

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