sebsch,

Mich hält die Aussicht auf dietagelangen Odyssee am Telefon ab, wo mir duzende fremde Menschen erklären dass sie leider keinen Termin haben, nachdem ich ein diffuses Schmerzempfinden beschreiben darf ohne dass ich das Krankheitsbild gut eingrenzen kann.

juergen,

Das ist einer der Gründe, warum es den Satz gibt “(Queer-)Feminismus ist für alle da” und damit auch Männer meint. Denn (Queer-)Feminismus kämpft ja gerade gegen toxische Männlichkeitsbilder.

Dass Männer nicht gut über Gefühle sprechen können heißt auch, dass sie beispielsweise manchmal die Gefühle von Frauen nicht so gut verstehen können.

Die im Artikel beschriebene “Stärke” und “geringe Emotionalität” bedeutet z.B. auch dass Männer mit ihre Gefühle mit Wut, lauter Sprache, Dominanz, Kompensationsverhalten und manchmal auch Gewalt zum Ausdruck bringen. Und das alles kann sich gegen sich selbst aber auch gegen andere Menschen richten.

Die Zeitung “Analyse & Kritikt” hat ein paar großartige Artikel zum Thema Männlichkeit: www.akweb.de/schlagwort/maennlichkeit/

the_lennard,
@the_lennard@feddit.de avatar

Um hier mal das Widerwort einer materiellen Linken anzubringen: was hilft es mir, wenn ich mir als Mann meine Gefühle eingestehen kann, aber trotzdem kein Profi da ist, der mir damit helfen kann? (Weil das Gesundheitssystem auf Kante genäht ist und auch die ach so progessiven und empowernden, queerfeministischen Parteien niemals die Steuern für Reiche so erhöhen würden, dass die fehlenden Therapeuten dann bezahlt werden könnten?)

Nix gegen mentale Arbeit im Überbau (und Dekonstruktion von Männlichkeit schadet ganz sicherlich nicht), aber ohne Basis gehts nicht.

juergen,

würde ich dir zustimmen, aber ich hab auch nix gegenteiliges behauptet.

the_lennard,
@the_lennard@feddit.de avatar

Ja, am Ende ist es eine sowohl-als-auch Situation, keine Frage.

SierpinskiDreieck,

Das Umfeld zu verbessern (durch Abbau der gesellschaftlichen Stigmata) bringt auch ohne Therapie eine materielle Verbesserung.

Zum Teil werden junge Männer dadurch schon in eine gesündere Richtung erzogen. Ältere Männer profitieren weil es dieses Umfeld leichter macht sich selbst zu helfen - oder auch von positiven Rollenbildern mehr zu lernen.

Mentale Gesundheit ist nicht das Gegenteil von mentaler Krankheit und nicht alles benötigt eine Therapie.

juergen, (edited )

Auch wenn ich da zustimmen würde und das als Mann selbst versuche so zu machen, möchte ich doch darauf hinweisen dass da die Gefahr droht dass Typen die Verantwortung von sich selbst bisschen auf ihre Freundinnen oder politischen Genossinnen verlagern - das “in eine gesündere Richtung erziehen” ist ja häufig auch ein Resultat von Kritik etc, die betroffene Menschen machen müssen wenn Männer sich mal wieder unangenehm verhalten. Und manchmal haben aber die betroffenen Menschen selbst zu wenig Kapazitäten um die unangenehmen Leute in ihrem Umfeld zu kritisieren und zur Verantwortung zu ziehen - weshalb sie dann manchmal die Gruppe verlassen

SierpinskiDreieck,

Ja, ich stimme dir zu. In einer perfekten Gesellschaft passiert das nicht.

Die Verbesserung in diesem Fall ist dass A) mehr Platz geschaffen wird diese Kritik ohne Angst vor Gewalt zu äußern B) Es mehr Quellen gibt aufgrund dieser Kritik eigenständig weiter daran zu arbeiten, ohne mehr anecken zu müssen.

Beides war vorher oft gar nicht möglich, darin sehe ich die materielle Verbesserung.

Wir sind weit weg vom Ziel, aber wir machen zumindest erste Schritte.

KISSmyOS,

Eine Therapie anzufangen war vermutlich die zweitbeste Entscheidung meines Lebens (nach der Hochzeit mit meiner Frau).
Es ist krass, wie ein guter Therapeut, der zu einem passt, den kompletten Ausblick auf das eigene Leben ändern kann.
Ich hab in den letzten 6 Monaten ohne größere Schwierigkeiten Probleme gelöst, die ich schon mein gesamtes Leben mit mir rumschleppe - gerade auch weil einem als Mann häufig ein Gesprächspartner fehlt, mit dem man so richtig offen über Gefühle und Probleme reden kann.

wellnowletssee,

Gab es einen Anlass oder bist du einfach so hin? Ich fragte mich häufig, ob es sinnvoll wäre, so einen Termin mal zu machen, so wie einen Vorsorgetermin beim Zahnarzt. Man spricht ja häufig von den „Päckchen“, die man so mit sich rumträgt. Muss ja nicht sein.

KISSmyOS,

Ich hatte den Verdacht, ADHS zu haben. Dann hab ich mich durchtelefoniert und einen Therapieplatz bei einem Therapeuten in Ausbildung an der Uni bekommen. Ich wurde dann auch diagnostiziert.

Oozlebamboozle,

Natürlich ist das System akut überbelastet, aber du hast theoretisch Anspruch auf je 6x25 Minuten Gespräch oder oftmals werden dir 50 Minutengespräche angeboten, dann eben nur dreimal (Quelle). Diese Termine bekommst du auch recht kurzfristig mit ein bisschen rumtelefonieren. Wenn du dann eine Diagnose bekommst und eine vertiefte Therapie gemacht werden muss (dazu sind min. 50 Minuten Erstgespräch bei einem Therapeuten vorgeschrieben), geht allerdings die Warterei etc. los. Außerdem wirst du dann wohl einen Konsiliarbericht vom Hausarzt brauchen, das kann auch eine Zeit lang dauern, weil hier dann auch unter Umständen medizinische Abklärungen erfolgen müssen (Schilddrüsenunterfunktion ist z.b. ein klassisches Ausschlusskriterium).

Kurzum: Ich würde jeden raten solche Sprechstunden wahrzunehmen, wenn man das Gefühl hat es belastet einen etwas. Euch stehen diese Stunden auch laut Krankenkasse zu und die Kosten dafür werden vollständig übernommen. Erwartet nur keine Wunder in den 50 Minuten, sondern sehr es als Indikation für weitere Stunden an. Manchmal sagt einem auch der erste Therapeut nicht zu, oder man weiß noch gar nicht ob man bei einem Mann/einer Frau besser aufgehoben ist. Und selbst wenn der erste Therapeut euch für normal erklärt, muss das beim zweiten nicht auch so sein.

punkisundead,

Zusätzlich sind die gängigen Therpieformen oftmals weniger stark auf die Bedürfnisse von Männer zugeschnitten. Psychotherapie muss dort ansetzen wo die Menschen aktuell sind und gerade in akuten Situationen nicht erst noch langwierig die nötigen Fertigkeiten für eine Psychotherpie nach aktueller Norm beibringen.

Abseits von unnötig reißersichen Titel passt dieses englischsprachige Video hier sehr gut als Ergänzung zum Artikel: www.youtube.com/watch?v=uf8bt6fGQyA

wellnowletssee,

Mega gutes Video, vielen Dank! (Für alle Neugierigen: Warum aktuelle Sitzungs/Therapie-Formen für Männer nicht ausgelegt sind und was man als Mann tun kann.)

woobwub,

Und wieder ist Tradition eine Hauptursache für Leid. Ist überhaupt nicht verwunderlich. Es ist zwar eine britische Studie aber in Deutschland sollte es nicht besser sein.

Diese klassischen Rollen die wir alle spielen sollen sind nur für Menschen die reinpassen. Sobald man ein bisschen anders ist oder in Probleme gerät, dass hilft Tradition nicht viel und doch hängen sich viele Leute daran.

wellnowletssee,

Mangelnde Toleranz und Empathie ist das Problem. Jede und jeder könnte sich in der eigenen Rolle/Tradition wohl fühlen, wenn sie von anderen akzeptiert werden würde.

the_third,

Tradition

Gruppenzwang durch tote Leute.

342345, (edited )

Erstens wurde deutlich, dass das Suchen und Annehmen von Hilfe für viele Männer eine Bedrohung ihrer Identität darstellt.

zweites Problem besteht darin, dass psychotherapeutische Behandlungen insgesamt als »feminin« angesehen werden.

Als dritten Faktor machten viele Untersuchungen aus, dass Verhaltensnormen für Männer meist eher dysfunktionale Strategien zur Stressbewältigung vorschreiben.

Klingt wie dreimal der gleiche Grund.

Herbert! Heeeeerbert! Kannst du nochmal dein Lied singen? Was? Nein, nicht das mit dem Parkplatz. Das andere. Komm schon, einmal noch.

wellnowletssee,

Identität, Angebotsform und Strategie sind drei unterschiedliche Felder. Warum klingen die für dich gleich?

342345,

Ich sah die Ursache im unter anderem durch Gesellschaft und Elternhaus geprägten Rollenbild für Männlichkeit mit den zuvor genannten Folgen.

Hab darüber nicht lang reflektiert - das ist bestimmt vielschichtiger. Doch der Aspekt ist imo ein großes Stück vom Kuchen.

FuyuhikoDate,

Ich Wetter wenn ich auf den Artikel klicke steht als erstes “Warteliste”

swnt,

Das würde dann ja auch Frauen genauso treffen

FuyuhikoDate,

Das stimmt auch. Die Aussage er ja auch eher pauschalisierend gemeint. Wäre aber neugierig, ob es da einen Geschlechterunterschied im Punkto “ich bmgebs auf bei den Wartezeiten” bzw. “bei den Problemen einen Therapeuten zu finden bin ich doch zu gesund…” gibt.

letmesleep,

Tut es. Nur ist - statistisch gesehen - bei Frauen die Hemmschwelle einen Arzt aufzusuchen geringer. Daher sind sie im Schnitt deutlich häufiger rechtzeitig in Behandlung. Das ist übrigens einer der Gründe, warum Ärzte die Beschwerden von Männern häufiger ernster nehmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die erst im letzten Moment um Hilfe gebeten haben und deshalb sofort behandelt werden müssen, ist einfach höher. Das ist einerseits blöd für Frauen, die auch sehr spät zum Arzt gehen, aber auch nicht ungefährlich für Männer, die da nicht lange warten. Überbehandlung ist in Deutschland nämlich auch ein echtes Problem.

cron,

wette verloren

FuyuhikoDate,

Habe ich danach auch festgestellt finde aber man sollte das mal echt mit reinbringen… Spätestens wenn man sich aufrafft und es schafft welche anzurufen stellt man fest das man wohl doch noch “Gesund genug ist” als das man drölftausend Jahre wartet vlt einen Therapeuten zu finden der ansatzweise gut ist -__-

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