dnddeutsch, German
@dnddeutsch@pnpde.social avatar

Unter Special Thanks in einem Rollenspiel gelesen:

"Jesus Christ, my God and savior. Thank you for dying for my sake, for forgiving my sins and saving my life. Thank you for making me a better person. I hope this work reflects your creativity and excitement"

Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Es stößt mich unwillkürlich ab; Religion ist mir sonst einfach egal. Aber dieses Bekenntnis kommt so unerwartet und ist so persönlich - mir ist's ... zu viel?! Wie gehts euch damit, ?

ArneBab,
@ArneBab@rollenspiel.social avatar

@dnddeutsch Mir geht das auch so. Wenn ich sowas lese, will ich nicht weiterlesen.

Letztens hat ein Youtuber sowas zwischendrin gebracht. Seitdem schaue ich seine Videos nicht mehr; es ist mir unangenehm.

Ab da frage ich mich immer wieder, ob ich missioniert werden soll—und damit kann ich nichts mehr einfach annehmen. Es stellt für mich in Frage, ob das Werk für sich geschaffen wurde, oder ob es ein Mittel zur Missionierung ist.

Da ich nicht missioniert werden will, verdirbt mir das den Spaß.

ArneBab,
@ArneBab@rollenspiel.social avatar

@dnddeutsch Für mich ist es was anderes, wenn bei den alten Warhammer 40k-Büchern offen Gesellschaftskritik geübt wird.

Das ist bewusst Teil des Setttings, und wenn ich das lese, will ich das auch.

Würde da drin stehen, dass sie dem großen Kriegsführer Kahn für dessen Einblicke zum ewigen Krieg als Form des Guten Lebens danken, wäre ich dagegen ganz schnell weg.

dnddeutsch,
@dnddeutsch@pnpde.social avatar

@ArneBab Gesellschaftskritik ist für mich oft sehr anschlussfähig, da sie bei dem was ich lese, meistens aus der gleichen Ecke kommt, in der ich mich befinde.

Bin aber nicht sicher, ob es in diesem Fall für mich daran liegt, dass ich nicht zustimme - es fühlt sich anders an; irritierender und ein bisschen nach einem biederen "aber das kann man dich nicht machen"-Reflex, der mir im Grundsatz ziemlich unangenehm ist

ArneBab,
@ArneBab@rollenspiel.social avatar

@dnddeutsch Ich hatte was ähnliches mal bei einem Buch. Da hat jemand über zwei Vertreter der einen Eingott-Religion gesprochen, die in einer Fantasy-Welt allen zeigen, dass sie Recht haben — und natürlich hatten sie wirklich ständig Recht und mussten sich selbst nie in Frage stellen. Das ist eins der wenigen Bücher, die ich nicht fertig gelesen habe.

Sowas ist, was ich in dem Fall befürchte.

ArneBab,
@ArneBab@rollenspiel.social avatar

@dnddeutsch Ich kenne allerdings ein Gegenbeispiel: Schlockmercenary¹ wurde von einem überzeugten Mormonen geschrieben. Der Autor hat allerdings darauf geachtet, seine eigenen religiösen Überzeugungen nicht über die innere Logik der Geschichten zu stellen.

Er hat es damit geschafft, dass sein Werk für sich steht und nicht Propaganda oder Mission ist, sondern Kunst.

Sein Werk ist gleichzeitig Mittel und Zweck und eben kein Mittel zu einem anderen Zweck.

¹ https://www.schlockmercenary.com/

dschulis,
@dschulis@pnpde.social avatar

@dnddeutsch Ich kenne mich mit evangelikalem Christentum etwas aus (Praxiserfahrunge), allerdings v. a. mit deutschen Ausprägungen, nur wenig mit amerikanischen Bible-Beltern o. Ä. Auch meine ich zu wissen, um welches Spiel es sich hier handelt, daher will ich kurz meine Gedanken teilen: (drei Entwürfe, die jeweils min 5 Tröts umfasst haben später, hier die Kurzfassung:)

kadomi,
@kadomi@pnpde.social avatar

@dnddeutsch Wenn es ein US-amerikanischer Autor wäre, wäre das für mich eine Red Flag, das wirkt von der Formulierung her sehr evangelikal. Hätte ich keinen Spaß mehr damit.

byggvir,
@byggvir@nrw.social avatar

@dnddeutsch

Obwohl - oder gerade weil - ich positiv zur Religion stehe, empfinde ich das als überhebliches und selbstgerechtes Geschwurbel. Bei jedem Wort sträuben sich mir die Nackenhaare. Es war IMHO nicht Ziel und Zweck der Geschichte vom Tod am Kreuz und der Auferstehung, solch ein Denken hervorzubringen.

Ich würde nie auf die Idee kommen, dass Gott mich zu einer besseren Person gemach hat. Vor allem: Besser als wer?

dnddeutsch,
@dnddeutsch@pnpde.social avatar

@byggvir sehr berechtigte Frage! Aber ich nehme wohlwollend an, dass ein älteres Ich gemeint ist. Oder es ist einfach nur so eine Floskel, die wiedergekäut wird ohne sie groß zu hinterfragen

storiesandcharacters,
@storiesandcharacters@pnpde.social avatar

@dnddeutsch würde ich es erst nach Lektüre des Buches lesen, fände ich es befremdlich, weil Glauben für mich etwas sehr Privates ist. Wenn es am Anfang kommt, hätte ich gleich eine Brille auf, durch die ich den Text lesen würde, was je nach Inhalt schade wäre, wenn es wirklich nur um die persönliche Ausrichtung geht und nicht um Mission (was ich tatsächlich auch nicht glaube, das würde man anders formulieren).

HeyeBodo,
@HeyeBodo@rollenspiel.social avatar

@dnddeutsch Löst bei mir bisschen Fremdscham aus. Vmtl würde ich dann aber auch neugierig werden und wissen wollen, ob sich diese Jesus-Nummer auch im Inhalt des Rollenspielproduktes wiederfindet? Wenn ich so Jesus-Stuff lese, geht bei mir oft reflexhaft die Assoziationskette „was mit Jesus? Aus USA? Puh… bestimmt Anti-Abortion und hart konservativ“ an. Aber das muss ja gar nicht so sein. Check your Vorurteil, Bodo

Morgunin,
@Morgunin@rollenspiel.social avatar

@HeyeBodo @dnddeutsch

Haha. Geht mir aber auch so. Ich habe echt zu viele Jahre im Bible-Belt gelebt und habe diese erzkonservativen christlichen Fundamentalisten zu hautnah miterlebt. Wenn ich so was lese reagiere ich automatisch erst mal mit starker Abneigung. Huge red flag.

Skeptisch wäre ich aber in jedem Fall, auch wenn ich was schaffe ein Stück weit über meinen Schatten zu springen.

dnddeutsch,
@dnddeutsch@pnpde.social avatar

@Morgunin @HeyeBodo "Check your Vorurteil" ist für mich wohl auch der Punkt, der mich die Frage hat in den Raum stellen lassen. Irgendwie unangenehm sich selbst bei diesen Reflexen zu ertappen 😬

moonmoth,
@moonmoth@pnpde.social avatar

@dnddeutsch Ehrlich gesagt stört mich das in den Danksagungen nicht - wahrscheinlich, weil mir das noch nie passiert ist oder es mir schlicht nicht auffiel.

Ich habe also vermutlich ein schwarzes, gottloses Herz. 🖤

Mich würde es auch auch sehr unangenehm berühren, wenn das wirklich etwa in einem Stream passiert, wenn so ein Glaubensbekenntnis mitten im Buchtext auftauchte und so weiter.

Ich mag politische Rollenspiele, aber auch da finde ich solche demonstrativen Nummern eher unangenehm.

Rollenspielblog,
@Rollenspielblog@pnpde.social avatar

@dnddeutsch
Würde mir genau so gehen wie dir.
Aber ich nutze sowas gerne als Übung in Gleichmut. Der Absatz tut mir nichts, ich lese da auch keine Missionierung raus, schließlich werde ich nicht adressiert. Von daher würde ich versuchen, mit den Schultern zu zucken und es mir egal sein zu lassen.

echozebra,
@echozebra@norden.social avatar

@dnddeutsch Ja, fühlt sich merkwürdig an. Gerade mit der rituell feststehenden Formel. Das mag aber auch an kulturell bedingt und für US-Amerikaner anders konnotiert sein.

Ich überlege gerade ob etwas persönlicheres wie "Ich danke Jesus das er mich in schwer Zeit etc." weniger schief klingen würde. Bin gerade nicht sicher.

dnddeutsch,
@dnddeutsch@pnpde.social avatar

@echozebra der Hinweis auf die Ritualformel ist treffend, denke ich. Vielleicht ist es die Erinnerung an den Ritus, der (mir) besonders unangenehm ist und das ganze noch deplatzierter präsentiert

curiouscat,
@curiouscat@pnpde.social avatar

@dnddeutsch Yikes. Bin echt nicht kategorisch anti-religiös, aber so ein Statement ist schon sehr nah an Missionierung - und darauf reagiere ich hochgradig allergisch. Finde diese persönliche Anrede an Jesus auch unangenehm intim-creepy - ist ja nicht so, als hätten die wirklich eine gegenseitige Beziehung miteinander. Also ja, ich finds auch eher abstoßend!

dnddeutsch,
@dnddeutsch@pnpde.social avatar

PS: ich find's ziemlich egal in welchem Spiel das steht und bin nicht hier ums zu bashen, sondern um über Empfindungen zu sprechen. Wenn sich jemand näher dafür interessiert, verrate ichs aber gerne in einer DM

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