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Der Hafen von Kołobrzeg liegt auf halber Strecke zwischen Szczecin und Gdańsk. Schon seit dem Mittelalter legen hier Schiffe an: Fischerboote, Militärschiffe und Fähren. Am 19. September des vergangenen Jahres aber, so haben es die Ermittler rekonstruiert, stoppte ein besonderes Schiff an der polnischen Ostseeküste. Die Segeljacht Andromeda, die eine Rolle beim Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines gespielt haben soll, soll genau eine Woche vor der Sprengung in dem Hafen festgemacht haben. Das zeigen Recherchen der ZEIT, der ARD, der Süddeutschen Zeitung sowie internationalen Partnern wie der polnischen Onlineplattform Frontstory.pl.

Doch es war nur ein kurzer Besuch. Nach einem zwölfstündigen Aufenthalt habe die Jacht die polnischen Gewässer wieder verlassen, bestätigte die Staatsanwaltschaft Gdańsk auf Anfrage. Zuvor seien die sechs Personen an Bord von polnischen Grenzschutzbeamten kontrolliert worden. Angeblich ohne besondere Auffälligkeiten. Die Ermittlungen hätten gezeigt, so die Staatsanwaltschaft, dass während des Aufenthalts keine Gegenstände an Bord geladen wurden. Es gebe zudem keine "direkten Beweise" dafür, dass die Personen auf der Jacht an der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines beteiligt gewesen seien. Am 26. September 2022, eine Woche nach dem Halt der Andromeda in Kołobrzeg, wurden die Nord-Stream-Pipelines mit mehreren Sprengungen zerstört. Dabei wurden beide Stränge von Nord Stream 1 und einer der beiden Stränge von Nord Stream 2 aufgerissen.

Im März ist durch Recherchen der ARD und der ZEIT bekannt geworden, dass die Andromeda am 6. September 2022 in Rostock gemietet worden war und danach in Wiek auf Rügen sowie an der dänischen Insel Christiansø gestoppt hatte. Die Mitglieder der Besatzung legten beim Bootsverleiher gefälschte Pässe vor; das Bundeskriminalamt (BKA) fand später auf einem Tisch der Jacht Sprengstoffspuren. Die neuen Erkenntnisse führen die Ermittler nun auch nach Polen. Vor kurzem hatte bereits das Wall Street Journal über den Verdacht berichtet, Polen könnte bei dem Anschlag eine Rolle gespielt haben.

Die Ermittlungsergebnisse sind politisch brisant. Denn ähnlich wie die Ukraine hatte Polen den Bau von Nord Stream 2 lange kritisiert. Ist es denkbar, dass Ukrainer und Polen gemeinsam gegen die ungeliebte Pipeline vorgegangen sind? Gibt es eine Verbindung der Crew der Andromeda nach Polen? Die Staatsanwaltschaft Danzig teilte auf Anfrage mit, es gebe "überhaupt keinen Beweis, der auf eine Beteiligung von polnischen Bürgern an der Pipelinesprengung hindeuten würde".

Im Mai haben sich Beamte aus Deutschland und Polen getroffen und über den Fall ausgetauscht. Das BKA bat formal um Unterstützung durch polnische Behörden. Daraufhin soll vor einigen Tagen die Firma Feeria Lwowa, ein angebliches Reisebüro in Warschau, durchsucht worden sein. Über diese Firma soll die Jacht angemietet worden sein, eine der Inhaberinnen des Reisebüros sitzt in Kiew.

Auch wenn deutsche Ermittler weiterhin eine sogenannte False-Flag-Operation nicht ausschließen wollen, wird die Spur in die Ukraine immer belastbarer. Im Zusammenhang mit der Andromeda haben Ermittler inzwischen mindestens zwei ukrainische Staatsangehörige identifiziert. Um DNA-Spuren abzugleichen, die auf der Jacht gefunden wurden, wurde vor kurzem in Frankfurt (Oder) eine Frau befragt, die mit einem der Ukrainer ein gemeinsames Kind haben soll.

Zuletzt wurde außerdem enthüllt, dass der niederländische Militärnachrichtendienst seine Verbündeten bereits Monate vor der Sprengung der Pipelines vor exakt diesem Szenario gewarnt hatte: Mehrere Ukrainer, so die Niederländer im Juni 2022, planten angeblich, ein Boot anzumieten, um damit einen Anschlag auf die Pipelines zu verüben. Nach den Explosionen informierte der niederländische Militärnachrichtendienst erneut: Der Sabotageakt sei von Ukrainern verübt worden, vermutlich mit einem Boot, das an der deutschen Ostsee angemietet worden war. Im Zuge ihre Ermittlungen stießen die deutschen Ermittler so auf die Andromeda. Und auf die Spur nach Polen.

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