@alltagmitpsyche@mastodon.social
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

alltagmitpsyche

@alltagmitpsyche@mastodon.social

Hier gibt es kurze Ausschnitte über das Schöne und das Schwierige, was mich gerade beschäftigt. Ich schreibe über mein Leben mit #kptbs und #depressionen. Mit Sicherheit bin ich auch #introvertiert, wahrscheinlich auch #hochsensibel, aber den Begriff mag ich nicht so. Ich bin hier, weil mir ein Raum fehlt, um diesen Bereich meines Lebens mit anderen zu teilen. Bin sehr interessiert andere kennenzulernen, die ähnliche Erfahrungen machen wie ich.

30+, aus Norddeutschland.

This profile is from a federated server and may be incomplete. Browse more on the original instance.

alltagmitpsyche, to actuallyautistic German
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Wer macht in Deutschland gute Diagnostik für erwachsene Frauen mit Verdacht auf #Autismus? Habt ihr persönliche Erfahrungen und könnt mir jemanden empfehlen? Gerne per DM! (Wenn die Person kompetent ist, bin ich auch bereit selbst zu zahlen und/oder weit zu fahren.)

Bonuspunkte, wenn jemand die Unterschiede zwischen Autismus und Trauma + die Überlappungen von Autismus und ADHS herausarbeiten kann.

@actuallyautistic #actuallyautistic

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

@actuallyautistic Eine potentielle Anlaufstelle könnte das Evanglische Klinikum in Bergisch Gladbach sein. Dort arbeitet ein Arzt, der viel zu Autismus im Erwachsenenalter bei Frauen geforscht hat. Fachlich sind die also vielleicht gut aufgestellt, unklar aber ob sie auch überregionale Patient:innen akzeptieren.

https://www.evk.de/fileadmin/downloads/Informationsmaterial/Frauen_im_Autismus_Spektrum.pdf

https://www.evk.de/ueber-uns/organisation/aerzteschaft/pd-dr-med-fritz-georg-lehnhardt

alltagmitpsyche, to random German
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Ich hab mich in das Thema emotionale Vernachlässigung eingelesen + will meine Erkenntnisse teilen, weil ich vieles davon gerne früher gewusst hätte. Es geht um diese Fragen:

  1. Ich hab in meiner Kindheit keine Traumata erlebt, wieso geht es mir trotzdem schlecht?
  2. Was genau ist emotionale Vernachlässigung?
  3. Ist das nicht einfach normal, was ich erlebt habe?
  4. Als Kind war alles ok, die Probleme kamen doch erst später!?
  5. Kann man echt krank werden, weil Eltern nicht nett genug waren?

1/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

(Bitte beachten: Ich teile das nach bestem Wissen, aber bin keine studierte Expertin!)

  1. Ich hab in meiner Kindheit keine Traumata erlebt, wieso geht es mir trotzdem schlecht?

Kinder können Schaden nehmen, indem man ihnen etwas Schädliches zufügt oder indem man etwas Nützliches unterlässt. Das erste nennt man meist Gewalt, das zweite Vernachlässigung. Beides sind sehr weithin anerkannte Ursachen dafür, dass Menschen früher oder später psychische und körperliche Erkrankungen entwickeln.

2/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar
  1. Was genau ist emotionale Vernachlässigung?

Es ist nicht leicht, emotionale Vernachlässigung zu definieren, weil es darum geht, das Fehlen von etwas zu benennen. Bei körperlicher Gewalt zum Beispiel gibt es klare, benennbare Ereignisse [1].

Ich bin mir auch nicht sicher, ob es wirklich eine weithin akzeptierte Definition gibt. Ich finde diese hier, gibt einen ganz guten Überblick:

3/x

[1] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0145213424001923

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

"failure to provide for the child’s basic emotional needs, being emotionally unresponsive to child’s distress, not attending to child’s social and emotional development or not attending to child’s school performance, homework etc, or expecting the child to routinely manage situations that are beyond his/her maturity level or are not safe" [2]

Es gibt auch Fragebögen für emotionale Vernachlässigung (siehe unten!), dadurch habe ich ein besseres Bild bekommen.

4/x

[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3928064/

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar
  1. Ist das nicht einfach normal, was ich erlebt habe?

Emotionale Vernachlässigung ist in dem Sinne normal, dass es mit häufigste Art von nachteiliger Erfahrung ist, die Kinder machen [1] [3] [4].

Aber auch weit verbreitete Erfahrungen können ein Problem sein. Sehr, sehr lange Zeit war es akzeptiert und weit verbreitet Kinder zu schlagen, aber wir wissen mittlerweile, dass dadurch Schäden entstehen.

[1] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0145213424001923
[3] https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/08039488.2021.2019939
[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10037214/#B49

5/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Wissenschaftliche Fragebögen versuchen einen objektiven Vergleichsmaßstab zu schaffen, ob Erfahrungen eher unbedenklich oder problematisch gewesen sein mögen.

Es gibt den Childhood Trauma Questionnaire (CTQ), er wird sehr regelmäßig in Studien eingesetzt [1]. Hier ist eine deutsche Version des Fragebogens (CW: Beschreibungen von Gewalt, Missbrauch + Vernachlässigung in der Kindheit): https://www.comcan.de/fileadmin/downloads/2017_03_16_-

6/x

[1] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0145213424001923

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Das zweite ist das Parental Bonding Instrument (PBI). Hier wird abgefragt, wie man seine Eltern in Bezug auf Fürsorge und Kontrolle wahrgenommen hat. Geringe Werte auf beiden Achsen sprechen für eine vernachlässigenden Entwicklungsstil. https://skylark.ucl.ac.uk/NSHD/lib/exe/fetch.php?media=mrepo:parentalbondinginstrument.pdf

7/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar
  1. Als Kind war alles ok, die Probleme kamen doch erst später!?

Es kann definitiv sein, dass erst spätere Lebenserfahrungen oder Veranlagungen eine psychische Krankheit auslösen. Interessant fand ich aber eine Studie, bei der 11-jährige zu dem Erziehungsstil ihrer Eltern befragt wurden. Viele hatten vernachlässigenden Eltern und waren mit 11 noch psychisch unaufällig, mit 15 dann nicht mehr. Emotionale Vernachlässigung ist ein Risikofaktor.

8/x

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21438874/

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Es kann auch immer sein, dass Symptome erst auftreten, wenn sich die Lebensumstände ändern. Vielleicht reichten die eigenen Ressourcen aus, um ein Leben im Elternhaus + Schulbesuch zu bewältigen, aber vielleicht crasht es in Ausbildung/Studium. Oder das geht noch, aber für ein Arbeitsleben reicht es nicht mehr. Oder das Arbeitsleben funktioniert, aber das Leben neben der Arbeit bricht zusammen.

9/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar
  1. Kann man echt krank werden, weil Eltern nicht nett genug waren?

Klares Ja. Emotionale Vernachlässigung trägt zur Entwicklung von körperlichen und psychischen Krankheiten bei. (Und nicht "nicht nett genug" klingt übrigens wie eine Bagatellisierung, wenn jemand wirkliche emotionale Vernachlässigung erlebt hat.)

Einige der möglichen Folgen sind:

  • größere Schwierigkeiten sich von stressigen Erfahrungen zu erholen [5] [6]
    ....

10/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar
  • zwischenmenschliche Probleme [6]
  • soziale Angst + Vermeidung [7]
  • das Gefühl, dass andere Menschen eine negative Haltung gegenüber einem haben [8]
  • keine klaren Grenzen zwischen sich selbst und anderen [9]
  • geringeres Netz für soziale Unterstützung + geringere Fähigkeit soziale Unterstützung zu nutzen [6]
  • geringere Empathie [10]
  • höhere Wahrscheinlichkeit für Depression [8] [11] [12] [13] [14]
  • generalisierte Angststörungen/Ängstlichkeit [8] [11]
  • Substanzmissbrauch [8]

11/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar
  • Herzerkrankungen + Krankheiten, die zu Hererkrankungen beitragen [6]
  • Schwierigkeiten in der Gefühlsregulation [6]
  • vermutlich aufgrund einer höhere Reaktivität der Amygdala [15] [16], das hat Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden + Risikofaktor psychische Krankheiten zu entwickeln [1] [14]

Es scheint mittlerweile auch akzeptiert zu sein, dass emotionale Vernachlässigung zu einer komplexen PTBS führen bzw. beitragen kann [17].

12/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Komplexe PTBS bedeutet, dass man zum einen einige Symptome der PTBS hat:

  • Wiedererleben im Hier und Jetzt
  • Vermeidung
  • Gefühl einer aktuellen Bedrohung

Aber zum anderen auch einige Symptome die zum Bereich einer gestörten Selbstorganisation gehören:

  • affektive Dysregulation
  • negatives Selbstkonzept
  • problematische Beziehungen

Und diese Symptome müssen Auswirkungen auf Beziehungen, Arbeitsfähigkeit oder andere Lebensbereiche haben [18]

13/x

[18] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7919312/

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Meine persönliche Meinung ist, dass emotionale Vernachlässigung in (k)PTBS-Diagnostik nicht gut berücksichtigt wird. Es wird meist nach belastenden Erfahrungen gefragt, aber Vernachlässigung ist oft nur ein andauernder, als normal empfundener Mangel. Wenn man nicht direkt danach gefragt wird, ist es schwierig den zu erkennen. Er zeigt sich vielleicht erst, wenn man sich mit Menschen vergleicht, die sichere Bindung erlebt haben oder wenn man gezielt nach Erklärungen für Symptome sucht.

14/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Aber trotzdem will ich noch einen Fragebogen teilen, der entwickelt wurde, um anhand der aktuell gültigen ICD-Kriterien auf (k)PTBS zu testen:

https://www.traumameasuresglobal.com/_files/ugd/be25b4_542119c23f904aaf845c32d8eeeca9c9.pdf

Für mich ist die Schlussfolgerung legitim, dass man emotionale Vernachlässigung als belastende Lebenserfahrung einsetzen kann, wenn das die Erfahrungen sind, die sich im CTQ oder PBI abzeichnen.

15/x

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Bin offen, falls jemand Fragen hat und versuche zu helfen, so gut ich kann!

Mögen all diese Informationen ein paar Menschen helfen, ein paar Rätsel zu lösen, sich selbst und andere besser zu verstehen, für sich selbst einzutreten und passende Hilfe zu bekommen 💫

Jetzt komme noch die fehlenden Quellen.

16/x

alltagmitpsyche, to random German
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Gibt es einen Fachbegriff dafür, wenn man von sozialer Interaktion extrem schnell geistig erschöpft ist?

Ich hab das Gefühl, eine Stunde sprechen + zuhören oder ein paar Textnachrichten zu schreiben, das macht mich meist so fertig, dass ich drei Tage gar nichts mehr kann.

Ich möchte das besser verstehen, aber finde keine passenden Infos. Fehlt mir das passende Stichwort?

Ich weiß, dass es Teil von #Autismus und #Hochsensibilität ist, aber gibt es einen Begriff für exakt dieses Symptom?

1/2

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Und gibt es irgendwo gute Ressourcen zu geistiger Erschöpfung? Ich würde einfach besser verstehen, was da im Gehirn passiert. Ich finde nur Sachen zu Fatigue und Burn-Out, also zu Prozessen langfristiger Erschöpfung, aber nichts dazu, wieso man nach kürzerer konzentrierter Beschäftigung geistig erschöpft ist.

Es gibt das Buch "Das erschöpfte Gehirn", aber der Autor hat auch sehr abstruse andere Bücher geschrieben, unter anderem Corona-Geschwurbel, deswegen vertraue ich dem nicht so richtig.

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

@Gleisplan sehr gerne 🫂

alltagmitpsyche, to random German
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Der Preis ist, dass ich danach für ein paar Tage zusammenklappe und so ist es einfach ein Missverhältnis, das wil ich nachjustieren. Ich darf mich auch wichtig nehmen.

Zuverlässigkeit wird trotzdem das Ziel bleiben, aber wenn ich mich dafür kaputt mache, dann will ich klar und transparent kommunizieren was los ist und die andere Person um Verständnis bitten, dass ich eine Absprache nicht einhalten kann.

2/2

alltagmitpsyche,
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

@Gleisplan ja, es ist echt immer eine Herausforderung

alltagmitpsyche, to random German
@alltagmitpsyche@mastodon.social avatar

Ich hatte heute 30 Minuten Aufenthalt in Hannover und dort steht gerade ein Klavier an Gleis 1/2 und es haben sich einfach nahtlos hintereinander die unauffälligsten Menschen dort ran hingesetzt und so gut gespielt, dass mir der Mund offen und das Herz stehen geblieben sind. Bin sehr, sehr berührt - von der Musik und von der greifbaren Erfahrung, was für unsichtbare Talente in uns allen stecken und wie schön wir damit einander das Leben machen können.

  • All
  • Subscribed
  • Moderated
  • Favorites
  • JUstTest
  • mdbf
  • ngwrru68w68
  • modclub
  • magazineikmin
  • thenastyranch
  • rosin
  • khanakhh
  • InstantRegret
  • Youngstown
  • slotface
  • Durango
  • kavyap
  • DreamBathrooms
  • megavids
  • GTA5RPClips
  • tacticalgear
  • normalnudes
  • tester
  • osvaldo12
  • everett
  • cubers
  • ethstaker
  • anitta
  • provamag3
  • Leos
  • cisconetworking
  • lostlight
  • All magazines