ich habe vor 15 monaten ein dutzend interviews mit longcovid-betroffenen geführt und hatte aus diversen gründen schwierigkeiten die texte unterzubringen. eines dieser interviews ist mir gerade wieder untergekommen und das mindeste was ich tun kann ist es zumindest so zu veröffentlichen damit wenigstens ein paar leute notiz von alina nehmen:
es wäre absolut nachvollziehbar diesem meinem text vorzuwerfen dass er nicht weit genug geht und nur an der oberfläche kratzt. ich habe versucht einen großen bogen zu zeichnen in der hoffnung damit auch leute zu erreichen die dem thema eher aus dem weg gehen.
okay leute ich werde einen kneipenroman schreiben und zwar als fortsetzungsgeschichte. der plan ist ein kapitel pro woche (wobei die länge von 8000 bis 50 zeichen variieren kann, most likely aber 50 zeichen selten vorkommen werden; ich sags nur falls ich in eine schreibkrise gerate). über das konzept und die idee erzähle ich später mehr.es geht los ab nächster woche montag. kostet fünf öcken im monat.
gestern m getroffen der meinte ich solle doch darüber nachdenken mir einen patreon-account zuzulegen wenn es finanziell gerade so sehr auf kante alles sei und ich dann dachte oh cool dann kann ich meinen plan einen episodischen kneipenroman in form eines wöchentlichen newsletters umsetzen und er hat dann nur den kopf geschüttelt weil noch mehr arbeit für überschaubares geld aber was soll ich machen (vielleicht mache ich genau das)
@freval ich würde mich auf einen episodischen kneipenroman sehr freuen, und bestimmt abonnieren.
wenn nicht patreon, wäre eine andere option evtl. steady. da folge ich schon zwei deutschprachigen autor:innen, die aber beide einen (etwas sporadischen) newsletter betreiben. ich weiss nicht, ob steady selbst zur onlinestellung von texten geeignet ist.
am leo schmeißt ein junger mann - vielleicht elf zwölf jahre alt - einer motzverkäuferin 50 cent in den becher. er ist allein unterwegs es ist sein geld. die frau sieht ihn an und schaut sich vergeblich nach erwachsenen. "das kann ich nicht annehmen du musst doch auch eis essen" sagt sie und er "wallah nein ich spende immer ist doch nicht viel" und die frau steht noch einige sekunden nachdenkend vor ihm nickt bedankt sich geht bleibt nach 5m nochmal stehn und winkt ihm. er winkt zurück.
in der bäckerei gerade war vor mir eine kundin mit sehr komplizierter Bestellung (tee nur im pappbecher die apfeltasche halbiert und zwar mit dem großen messer usw) dabei aber sehr nett und fast unterwürfig sie entschuldigte sich auch drei mal bei der immer aufmerksam und zugewandt bleibenden verkäuferin für ihre spleens und die sagte dann: kein problem wir menschen sind alle seltsame tiere.
gibt's hier engagierte sozialrechtlerinnen oder aozialarbeitende aus der rhein-neckar-gegend? ich bräuchte da wen derdem ich kollegial einen fall überhelfen könnte. ich untertreibe nicht wenn ich sage dass es um leben und tod geht
ps tochter ist neun. sie ist sehr still und nachdenklich. p ist hochrisikogruppe weswegen ihre tochter zwei jahre zu hause beschult wurde. nachdem die präsenzpflicht wieder durchgesetzt wurde infizierte sich die tochter und leidet seither an long covid. sie ist schnell müde kann sich nicht einen ganzen schultag konzentrieren und hat außerdem angst sich erneut zu infizieren.
wenn ich mit t die früher insolvenzverwalterin gewesen war durch berlin fuhr entfaltete sich ein stadtplan des scheiterns. an jeder straßenecke erzählte sie wer mit diesem oder jenem ladenlokal insolvent gegangen war; nette menschen und arschlöcher junge alte bioläden dönerbuden bekleidungsgeschäfte alle aufgefressen von einem markt der sie dann wieder ausspie. so ist die große stadt.
@freval Heute Spaziergang am westlichen Ende des Kudamm und hätte da gerne so jemanden dabei gehabt, um zu erfahren, was die Geschichten hinter den Leerständen und Pop-Up-Nutzungen, oft durch Künstler*innen, sind.
gestern nacht starb meine großmutter. die französische. mémère. wir hatten wenig kontakt die letzten zehn jahre obwohl ich zuvor einer ihrer lieblinge war. ich glaube sie hat darunter gelitten dass wir kaum noch sprachen aber ich konnte nicht. auch jetzt fällt es mir schwer über all die liebe die sie mir schenkte das schlimme zu übersehen das auch in ihr wohnte. vielleicht war ich selbstgerecht und bin es noch ich weiß es nicht.
meine eltern schickten mich über jahre zu ihr in die sommerferien sechs wochen lang; oft allein. sie hatte einen kleinen hof im normannischen hinterland. sie war katholin und kommunistin dh sie betete nur zu den heiligen (zu maria wenn es besonders wichtig war). wenn sie verlegtes finden wollte murmelte sie "saint antoine de padoue" usw. sie legte dem ganzen dorf tarot-karten und brachte mir bei wie gläser gerückt werden.