was mich auch so mürrisch macht ist die tatsache, dass das, was gerade in gaza passiert das ende des westens ist. das ist nicht israel, das sind wir alle. der ganze fucking westen steckt da mit drin und das wird unsere reputation international durch den boden krachen lassen. die leute werden brüllen vor lachen, wenn wir das nächste mal mit demokratie, menschenrechten oder rule of law kommen. wir glauben da doch längst selbst nicht mehr daran. was wollen wir denn vor putin noch verteidigen?
Zu der Konstruktion von Israel als Weltböses und moral breaking point des "Westens":
Es gab einen Irak Krieg. Mit genau den selben shock&awe bombardierungen. 1 Million Iraker sind gestorben und das land blieb in trümmern zurück, danach kam der IS. Das war spätestens der Punkt, an dem der "Westen" seine reputation verloren hat. Danach kamen 20 Jahre lang noch mehr solcher kriege.
Den jetzigen als "zionistisch" externalisieren zu wollen, ist unsinn.
Dann komm mal von dem "Es ist der Zionismus" Trip weg und sieh es im Kontext der ganzen anderen Länder, die in letzter Zeit ähnliche Kriege geführt haben.
Es ist eine den Kapitalismus als ganzes betreffende Strukturkrise, die zum Niedergang der Imperien führt und allerorten zum Versuch kriegerischer Antworten führt. Dagegen muss man opponieren wo man kann, aber diese Dynamik als Spezifisch israelisch zu beschreiben und zu externalisieren hilft nicht wirklich weiter.
@MSchnetker genau. ich sehe den zionismus nur als weiterführung der westlichen dominanzpraxis zu der der kapitalismus definitiv dazugehört, aber die situation in gaza ist halt auch die derzeit radikalste und sichtbarste ausprägung davon. ich halte es für absolut berechtigt, da gerade den fokus drauf zu legen, und wenn du mich noch mal mit antisemitismusverdacht anraunst, wirst du halt wegggeblockt wie die anderen arschgeigen.
ich mein, ich hab mittlerweile kein moralisches problem mehr den desavoierten semantikschrott über board zu werfen aber das problem ist, dass „der westen“ zufällig auch die matierielle infrastruktur ist, auf der lebe. aber vielleicht sollte ich mich eher einfach glücklich schätzen, dass ich die letzten tage dieses imperiums noch genießen durfte?
das gute an der ganzen sache ist, dass historiker*innen dank digitaler technologie extrem genau rekonstruieren werden können, wer was zu welcher zeit gesagt und getan hat und können diesen kollektiven, moralischen fail in all seinen sozialpsychologischen mechanismen bis ins detail analysieren.
wer das alles mal wieder viel früher begriffen hat als die meisten von uns war greta thunberg. sie hat früh gesehen, wo die moralische breaking point des westens liegt, wo all die widersprüche, die unausgesprochene white supremacy und die unaufgearbeitete haltung zu kolonialimus in einem punkt zusammenführen und das ist die ungelöste frage der palästinenser. die wir einfach weggeschoben haben, die wir als westen auserkoren haben, für unsere verbrechen den preis zu zahlen.
greta versteht, wie die dinge alle zusammenhängen. rückblickend war es ein fehler der eliten, sie so nah an die zentren der macht zu lassen. sie hat recht schnell verstanden, dass sie mit ihren elitenbeschimpfungen nicht weiter kommt. dass sie nur eine mediensensation und ein happening zwischen sekt und fingerfood ist. sie hat aber auch gesehen wie der laden läuft. wie die eliten auf die dinge schauen, als wäre die welt ihr schachbrett und weltretten als „probleme lösen“ ein milliardärshobby.
greta ist aber eben nicht nur schlau, sie hat auch ein herz und das macht sie unkorrumpierbar. wenn sie ein problem sieht, dann ownt sie es. sie versteht, dass sie das ist, dass sie teil von etwas ist, das die welt zerstört und unrecht, tod und verwüstung anrichtet. sie versteht, was „der westen“ wirklich ist, was „wir“ sind. und sie übernimmt verantwortung dafür.
und die deutschen mitteextremisten von friday for future haben sie dafür gecancelt. was für eine rückgratlose witznummer.
deutsche linke haben sich wirklich einreden lassen, dass der zionismus zwar aussieht wie der kolonialismus, spricht wie der kolonialismus, sich verhält wie der kolonialismus und dessen gründungsdokumente den europäischen kolonialismus immer wieder als vorbild zitieren, aber dass das ganz bestimmt kein kolonialismus ist und wer was anderes sagt ist antisemit!
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