holgi, German
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„Der Rekonstruktionstrend … kommt dieser Basis von oben entgegen. Er stellt das handfeste semiotische Pendant zur Anbiederung an die Neue Rechte durch Übernahme ihrer politischen Forderungen dar. Dazu gehört, dass er in letzter Konsequenz die Architektur als kreative, kritische Praxis des Schaffens neuer Räume und Orte durch eine Praxis des Ausstaffierens der Gegenwart mit möglichst perfekt imitierten Versatzstücken der Vergangenheit ersetzen möchte.“

https://54books.de/architektonische-doppelmoral-ueber-die-politik-der-rekonstruktion/

kaffeeringe,
@kaffeeringe@social.tchncs.de avatar

@holgi Ich bin auch kein Fan der Rekonstruktion von Schlössern oder Kirchen. Aber mir scheint es etwas pauschal zu sein, auch die Kritik von an Investoren- und Klötzchen-Architektur in den gleichen Topf zu schmeißen.

Es gibt fraglos schöne, moderne Architektur. Aber oft sind Neubauten allzu schlicht. Gerade, weil wir derzeit viele neue Wohnungen benötigen sollten wir nicht die Fehler der Großwohnsiedlungen wiederholen.

mawa,
@mawa@troet.cafe avatar

@kaffeeringe @holgi Also erst mal: Leerformeln wie »Investoren- und Klötzchen-Architektur« lassen mich völlig kalt. Die gemeinhin in jenen Kreisen als vorbildlich gehandelten Wohnbauten der Gründerzeit sind lupenreine Investorenarchitektur und zumeist auch quaderförmig, und die aktuellen Protagonisten des konservativen Städtebaus haben ja nichts gegen Investoren.

mawa,
@mawa@troet.cafe avatar

@kaffeeringe @holgi Der ganze Diskurs um die »europäische Stadt« und um einen emphatischen Begriff von Architekturschönheit, wie ihn Leute wie Mäckler vertreten, ist politisiert und ideologisch, das hat z.B. Stephan Trüby gut herausgearbeitet. Und wenn ich mir die Social-Media-Aktivität von Architecture Rebellion und Stadtbildgruppen so anschaue, geht es da überhaupt nicht um die ästhetischen Mängel von Bauten, die die Höhe der Ansprüche des eigenen Stils nicht erreichen.

mawa,
@mawa@troet.cafe avatar

@kaffeeringe @holgi Es geht ausschließlich darum, dass man »klassische« Architektur wiederhaben will, also exakt das betreiben will, was Oswalt kritisiert: Kulissen auf Basis alter Fotos wieder aufstellen (und den Rest der Stadt so ergänzen, dass er dazu passt).

kaffeeringe,
@kaffeeringe@social.tchncs.de avatar

@mawa Ich habe bei Architektur Rebellion beides gesehen: Gebäude, die so tun, als seien sie 100 Jahre alt. Aber auch moderne Gebäude, die diese Formen aufnehmen.

Ich habe da keine starke Meinung zu, weil ich keine Häuser baue. Und ich weiß auch, dass neue Gebäude immer eine Generation brauchen, bis sie dazu gehören. Bis die Bäume groß genug sind. Es gibt sehr schöne, schlichte Gebäude. Aber ein bisschen mehr Verbindung zur Vergangenheit und Umgebung täte manchen auch gut.

kaffeeringe,
@kaffeeringe@social.tchncs.de avatar

@mawa Ich wohne im in Kiel. Da ist ein altes Militärlazarett von 1906. Es gibt historische und moderne Gebäude. Einige alte Bettenhäuser wurden abgerissen, weil man sie nie zu bezahlbarem Wohnen hätte umbauen können. Ok fair. Aber warum durften die neuen Gebäude sich nicht in Farben und Formen einfügen? Stattdessen sollten sie sich maximal unterscheiden. Jetzt stehen hier so dunkel verklinkerte Klötze zwischen den preußischen Krankenhausgebäuden.

kaffeeringe,
@kaffeeringe@social.tchncs.de avatar

@mawa Ich habe es noch nicht ganz verstanden: Vermutlich sagst du nicht, dass früher alles schlecht war, wie man gebaut hat. Es war sicher auch nicht alles gut. Wir sind sehr gerne von der verbauten, zugigen Altbauwohnung mit den hellhörigen Wänden und dem knarrenden Boden in eine barroerefreie niedrigenergie Neubauwohnung gezogen. Aber Dächer, Giebel und Steine, die der historischen Substanz entsprochen hätten - was wäre da schlimm dran?

mawa,
@mawa@troet.cafe avatar

@kaffeeringe Da wäre per se gar nichts schlimm dran, es geht m.E. weniger darum, was gebaut wird, als um den Diskurs, mit dem das rechtfertigt und ggf. als die einzig objektiv richtige Option dargestellt wird.

kaffeeringe,
@kaffeeringe@social.tchncs.de avatar

@mawa Ok, dann verstehe ich die Kritik und teile sie.

mawa,
@mawa@troet.cafe avatar

@kaffeeringe Ich finde ja auch, das muss ich sagen, das Humboldt-Forum gar nicht so furchtbar, weder vom Äußeren noch von der Nutzung her, aber die Art und Weise, wie es beschlossen wurde und die Argumente, die dabei ins Feld geführt wurden, lassen mich gruseln

kaffeeringe,
@kaffeeringe@social.tchncs.de avatar

@mawa Zusätzlich ist Berlin ja nicht so ganz arm an alten Gebäude, die wiederaufgebaut wurden. Ein Schloss mehr oder weniger fällt eher nicht auf. Vielleicht kommt ja irgendwann jemand drauf, das wieder abzureißen und den Palast der Republik nachzubilden. Immer abwechselnd. 😄

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