Mit der Weigerung, über eine Reform der Schuldenbremse zu reden, glaubte Friedrich Merz ja, SPD und Grüne in die Enge zu treiben (dass dies auf Kosten Deutschlands geht: scheißegal). Schön zu sehen, dass er dadurch nun selbst in die Bredouille kommt. https://taz.de/Reform-der-Schuldenbremse/!6003314/
Wäre Merz ein gewiefter Taktiker, hätte er der Ampel Verhandlungen über die Schuldenbremse angeboten und hätte so ein tiefes Zerwürfnis in der Ampel und vlt. sogar den Koalitionsbruch ausgelöst, denn die FDP ist gegen jede Reform. Ist er aber nicht und das ist auch gut so.
Martin Greenfield, der Anzugschneider von sechs US-Präsidenten und Größen wie Newman, Sinatra oder Scorsese, ist mit 95 gestorben. Der tschechoslowakische Jude Maximilian Grünfeld wurde mit 14 Jahren ins KZ Auschwitz deportiert. Weil er in der Wäscherei einem Hemd eines Aufsehers den Kragen abriss, musste er ihn wieder annähen. Um also am Leben zu bleiben, lernte er die Arbeit mit Nadel und Faden. Er überlebte Auschwitz und den Todesmarsch nach Buchenwald, wanderte nach Amerika aus, 1/2
arbeitete 30 Jahre lang in einer Schneiderei in Brooklyn, die er dann 1977 übernahm. Sein erster großer Kunde in den frühen 1950er Jahren war Präsidentschaftskandidat Dwight D. Eisenhower, der als General einst mit seinen Truppen die Insassen von Buchenwald befreite. Übrigens: Der bekannte rote Anzug von Joaquin Phoenix in "Joker" von 2019 ist auch von Martin Greenfield. Möge ihm die Erde leicht sein. 2/2
Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man ‘nen Arbeitskreis. Schwer zu sagen, was mich mehr erschreckt bei Frau Roth: die Relativierung der antisemitischen Ausfälle, in dem sie diese in einem Atemzug nennt mit einer "Muslimfeindlichkeit", die es auf der Berlinale gar nicht gab, oder die mittlerweile routinierte Flucht in Untersuchungskommissionen, die monatelang tagen und doch nichts ändern, wie es sich auch schon nach der letzten Documenta zeigte. Wenn in den 1/ https://www.zeit.de/kultur/film/2024-02/berlinale-preisverleihung-kritik-antisemitismus-israel-botschafter-ron-prosor
Künsten (wofür das eifrige Klatschen des Publikums bei der Preisverleihung für die Apartheid- und Genozid-Parolen in den Dankesreden ein Beleg ist) Antizionismus und Antisemitismus mittlerweile weit verbreitet und akzeptiert sind, wird es kaum gelingen, diese vollständig aus internationalen Wettbewerben und Ausstellungen herauszuhalten. Man kann aber als staatlicher Geldgeber verlangen, dass Festivalleitungen antisemitische Beiträge ausschließen und dass antisemitische Reden von 2/
Moderatorinnen unmittelbar und klar kritisiert werden – auch wenn dies das Risiko eines Streits auf offener Bühne bedeutet. Der eigentliche Skandal ist doch, dass niemand auf der Bühne oder im Publikum (das aus der gesellschaftlichen, politischen und künstlerischen Elite dieses Landes und auch aus Claudia Roth und Bürgermeister Kai Wegner bestand) gebuht, gepfiffen oder in Worten widersprochen hat. Nicht eine Person. Nicht einzelne Antisemitinnen sind das Problem, sondern die Tatsache, 3/
dass sie ihren antijüdischen Wahn und Hass dank immer weniger Widerspruch immer offensiver vertreten können und so Dominanz erlangen. Dass ein solches Vakuum entsteht, liegt auch an Personen wie Claudia Roth, die immer noch so tun, als wären solche Ereignisse bedauerliche Einzelfälle, und die meinen, Antisemitismus könnte man mit Gremienarbeit und Hintergrundgesprächen bekämpfen. 4/4
Die Historikerin und Journalistin Barbara Tóth hat sich den angeblichen Plagiatsskandal der Diss der heutigen stv. SZ-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid angeschaut. Ihr Fazit: ein schlechter Witz. Die Plagiatsprüfung wurde von Julian Reichelts rechter Propagandaplattform NIUS beauftragt. Das ist natürlich kein Zufall. Man kann von einer skrupellosen Kampagne sprechen mit dem Ziel, eine sehr gute Journalistin (mit der aus Sicht von NIUS falschen politischen 1/2 https://www.falter.at/zeitung/20240208/die-grenzen-des-plagiatschecks
Einstellung) beruflich zu vernichten. Und das Schlimme ist: Es funktioniert. Auch wenn die Vorwürfe nicht stimmen, bleiben sie an der Person hängen. Föderl-Schmid hat sich vom Tagesgeschäft bei der SZ bis auf Weiteres zurückgezogen. Hier noch ein lesenswerter Text über den Plagiatsprüfer Stefan Weber. 2/2 https://www.derstandard.at/story/2900990/ein-spuerhund-auf-der-richterbank