Innenstadt (tot) und die verantwortlichen treffen falsche Entscheidungen German

“Innenstadt ist leer, wir müssen was machen”, so unser Bürgermeister vor knapp zwei Jahren und prompt gab es ein Bürgerdialog mit Austausch von Vereinen, Bürgern, Interessierten…

Knapp 1 1/2 Jahre später sind tatsächlich Läden eröffnet worden. Kik, Tedi und Action!

GEIL. Wer braucht eine Boulder/ Kletterhalle, die nächste ist ja nur 48 KM entfernt? Wer braucht schon ein Laden welches den täglichen Sportbedarf unserer Region abdeckt? Anstelle von Läden mit Schwerpunkt Outdoor und Sport, vor allem Sportarten die in unserer Region häufig ausgeübt werden, wurde uns ein weiterer Cáfe gegönnt. Selbstverständlich gibt es bereits vier Kaffeeläden direkt daneben.

Innenstädte sind nicht mehr wie vor 14 Jahren. Was verstehen die verantwortlichen daran nicht? Man kauft Videos, Spiele etc. überwiegend digital. Wir brauchen keine Erweiterung unseres Müller Markts mit Multimedia Abteilung.

Also unsere Innenstadt ist einfach nur tot und wird tot bleiben, die verstehen selbst mit Bürgerdialog nicht was benötigt wird und was nicht.

Im Bürgerdialog habe ich folgendes versucht zu erklären: Unsere Innenstadt ist “tot”, deshalb gibt es aktuell viele Parkplätze. Seitdem Müller Markt usw. umgezogen sind ists da tot. Will heißen, wenn wir die Innenstadt beleben, beleben wir den Verkehr. Man muss erst ordentliche Radwege zur Innenstadt und ordentliche Parkplätze außerhalb schaffen, aber nicht zu weit, sodass die Leute trotzdem dann zu Fuß kommen (zur Not Shuttle Bus, weil Schwebebahn Sci-Fi ist)

Ich schreibe hier weil ich heute erfahren habe dass neben Kik und Tedi noch ein Ramschladen dazu kommen wird und es mich einfach nur noch nervt.
Warum gibt es dann überhaupt Bürgerdialoge und warum versucht man Innenstädte zu “beleben” wenn man nur an solche Läden vermietet, allgemein Menschen mit Ideen nicht unterstützt, z. B. Mieterlassung bis was erwirtschaftet wird… Wir haben 8 leere Räumlichkeiten. Warum nicht umsonst “vermieten” und schauen ob es was wird und nach ca. 6 Monaten dann Miete verlangen je nach dem wieviel so ein Laden erwirtschaftet?

phneutral,

Zu dem Thema fand ich die Folge vom Dissens-Podcast „Shopping Malls zu Sorgezentren“ sehr interessant: overcast.fm/+PyGn5HASI

Da geht es auch darum, dass Innenstädte nicht mehr ausschließlich für Konsum gebraucht werden, sondern ein größerer Teil für Pflege, Sorge und Begegnung genutzt werden kann.

Katzastrophe, (edited )

Yay, etwas zu dem ich etwas sagen kann. Meine Stadt geht auch unter, Innenstadt mäßig und so.

Um dagegen etwas zu tun hat die Stadt sich durch eine Förderung “Pioniere” aus der Großstadt geholt. Die sollten ein Jahr lang hier leben und Projekte aufbauen, war auch ganz schön dass Jahr, aber was wirklich hängen geblieben ist, dass war der Stadtgarten der auf einem gepachteten Grundstück aufgebaut wurde. Der Besitzer wird die nächsten paar Jahre dort sowieso nichts bauen aufgrund hoher Baukosten, und die Bewohner haben jetzt ein kleines Stück grün in der Einkaufsstraße.

Nebenbei wurden die Stadtmittmacher gegründet, bei welchen ich auch mit dabei bin. Wir haben einen leerstehenden Laden erhalten, und dieser wird jetzt jeden Mittwoch Nachmittags von uns mit Kaffee und Kuchen bewirtet (alles kostenlos, wir wollen ja Leute anlocken), einer Mittmach Werkstatt im Keller, und einem öffentlichen Kleidertausch im Hinterraum. Sonst werden die Räume zur Untermiete angeboten, um zum Beispiel es Vereinen und anderen Interessenten es zu erlauben günstig und einfach Räumlichkeiten zu finden.

Unser Projekt läuft bisher wirklich gut, und wir waren sogar schonmal im Fernsehen im MDR, als wir einen großen Kleidertausch mit Kuchen Basar veranstaltet haben. Den Beitrag findest du in der Mediathek wenn du nach Mittweida suchst.

Edit: hab den Beitrag gefunden:

ardmediathek.de/…/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2N…

Lemonyoda,

Find ich großartig. Woher habt ihr das Konzept und wie wird das (va die Miete) finanziert? Hätte auch Interesse für meinen Geburtsort, der ausblutet.

Katzastrophe,

Wir haben das große Glück dass ein Unternehmen die Miete für uns im ersten Jahr finanziert. Allerdings wurde das Pionier Projekt vollständig durch Fördergelder finanziert, und viele unserer jetzigen Projekte außerhalb der Ladenräumen werden ebenfalls durch diese ermöglicht. Dort würdest du also vermutlich am ehesten dein Glück finden.

Lemonyoda,

Super, danke für das Update! Ich höre mich Mal um…

barsoap,

dass neben Kik und Tedi noch ein Ramschladen dazu kommen wird

dass neben Ramschladen und Ramschladen noch ein Ramschladen dazu kommen wird?

JoKi,

Gibt es denn überhaupt Mieter mit passenden Geschäftsideen, die es sich leisten können einen Versuchsballon für 6 Monate zu starten? Und sind die Immobilienbesitzer bereit ihre Objekte kostenfrei abzugeben und damit ihren anderen Mietern vor den Kopf zu stoßen?

Und die Innenstadt von Verkehr befreien führt auch nicht automatisch zu mehr Angeboten. Wir haben eine schön gestaltete Fußgängerzone mit wirklich vielen Parkmöglichkeiten rundherum. Dennoch ist diese vor allem für Leerstand bekannt, weil ein Innenstadtkonzept halt doch etwas komplexer ist.

So sehr ich deinen Unmut verstehe, die Stadt kann auch nur versuchen Ideen aus Bürgerdialogen umzusetzen. Und neben überschaubaren Interessen aus dem Gewerbe kämpft sie nicht selten auch mit sturen Stadträten, die in so “utopischen” Vorstellungen die gute alte Zeit gefährdet sehen.

Ist leider alles nicht immer so einfach wie man es sich wünscht oder vorstellt.

TwoCubed,

Eine 4-Tage Woche würde auch schon dazu führen, dass man überhaupt mal in die Innenstadt kommt. Die meisten Arbeitenden schaffen das höchstens mal am Samstag, da hat aber keiner Bock drauf. Ist ja schön und gut, wenn viele Studenten in die Innenstadt kämen (deine Vorschläge klingen ein wenig studentenorientiert), aber so richtig viel Kohle haben die meist nicht. Auch würden höhere Gehälter und weniger Steuerbelastung helfen, damit Geld in die Kassen der Läden gespült wird. In Deutschland geht wahnsinnig viel schief. Es hilft auch nicht, dass die Immobilienbesitzer sich einfach nicht anpassen wollen.

polle,

Ich war neulich mal in Linz, dort machte jedes Geschäft unter der Woche um 18:30 zu. Selbst der dm. Da kann hald kaum einkaufen wenn man selbst arbeitet.

muelltonne,
@muelltonne@discuss.tchncs.de avatar

Warum gibt es dann überhaupt Bürgerdialoge und warum versucht man Innenstädte zu “beleben” wenn man nur an solche Läden vermietet, allgemein Menschen mit Ideen nicht unterstützt, z. B. Mieterlassung bis was erwirtschaftet wird… Wir haben 8 leere Räumlichkeiten. Warum nicht umsonst “vermieten” und schauen ob es was wird und nach ca. 6 Monaten dann Miete verlangen je nach dem wieviel so ein Laden erwirtschaftet?

Das Problem hier ist, dass die Realität komplexer ist. Zum Beispiel vermietet die Stadt ja die Gewerbeflächen im Zweifelsfall nicht, sondern irgendein privater Vermieter, irgendein Immobilienfond. Und der hat ganz häufig das Problem, dass er solche Mieterlasse oder Mietsenkungen gar nicht machen kann, weil das sein ganzes Wirtschaftsmodell zerstört. Wenn er etwa die Mieten senkt, senkt er auch seine Renditeprognose für das Objekt. Muss vllt. weitere Sicherheiten für den Kredit hinterlegen. Die coolen “Sozialmieter” protestieren laut, wenn du dann einen zahlungskräftigen Mieter findest und sie rauswirfst. Und so weiter und so fort - daher ist es erschreckenderweise manchmal in einer verwirrenden Logik profitabler das leerstehen zu lassen.

Killing_Spark,

In NRW gibt es dafür städtische Programme die Leerstand mietet und dann stark vergünstigt weitervermietet. Ich halte das für eine krasse Subvention von überhöhten Mietpreisen, eigentlich müssten die ja von alleine sinken bis wieder jemand mietet, aber es könnte schon helfen auch kreativere Ideen umzusetzen als Cafe oder Müller.

clifftiger, (edited )

Ich bin ja für Zwangsenteignung. Sollte mMn sowieso keinen Großgrundbesitz bzw. Großimmobilienbesitz geben. Fläche ist ein natürlich beschränktes Gut und darf nicht als Spekulationsobjekt dienen oder sich im Besitz weniger akkumulieren.

Shialac,

Vor allem ist dieses horten von Immobilien und dann noch leerstehen lassen eigentlich sogar gegen die Verfassung.

Aber Privateigentum ist ja das höchste Gut lmao

Dirk,
@Dirk@lemmy.ml avatar

So lange die Innenstädte hauptsächlich internationalen Großimmobilienkonzern gehören, wird sich an der lokalen Situation nichts ändern.

Die Ramschläden und die zwanzigste Dönerbude zahlen jetzt und gesichert Miete, und nicht erst vielleicht in einem halben Jahr.

taladar,

Unsere Innenstadt ist “tot”, deshalb gibt es aktuell viele Parkplätze.

Eher umgekehrt, die Innenstadt ist tot weil es da so viele Parkplätze (und Straßen) gibt und damit die Innenstadt kein schöner Aufenthaltsort ist.

JoKi,

Wir haben eine Fußgängerzone, die außerhalb der Markttage eher überschaubar gefüllt ist. Die Hauptverkehrsstraße durch den Ort ist da deutlich belebter. Aber dort gibt es auch einige Bereiche, die Platz für Fußgänger bietet.

Wie so oft mach es die Mischung und das Konzept. Gerade bei Kleinstädten, die kein gut ausgebauten Nahverkehr haben. Schöne Aufenthaltsorte sind wirklich wichtig, diese müssen allerdings auch einfach zugänglich sein.

Strider,

Mach dir keine Sorgen. Du hast getan was du konntest.

Da sind schon ganz andere auch mit mächtigeren Möglichkeiten gescheitert.

aktenkundig,

Unsere Innenstadt ist “tot”, deshalb gibt es aktuell viele Parkplätze. Seitdem Müller Markt usw. umgezogen sind ists da tot. Will heißen, wenn wir die Innenstadt beleben, beleben wir den Verkehr. Man muss erst ordentliche Radwege zur Innenstadt und ordentliche Parkplätze außerhalb schaffen, aber nicht zu weit, sodass die Leute trotzdem dann zu Fuß kommen (zur Not Shuttle Bus, weil Schwebebahn Sci-Fi ist)

Also dieser Argumentation kann ich nicht folgen. Irgendwie fehlen da ein paar Glieder in der Argumentationskette.

Mit den Videospielen hast Du recht, die werden Online gekauft. Aber warum gegen Kik wettern? Klamotten kaufe ich zumindest nicht online (auch nicht bei Kik, aber die haben ja ihr Klientel).

Ich glaube, das Problem liegt an den Mieten und Margen. Es können sich nur noch wenige Sparten die hohen Mieten leisten: Gastro, Mode, Apotheken, Optiker, Akustiker, Ramschläden. Bevorzugt natürlich Ketten.

Vielleicht muss man die Innenstadt einfach eine Weile tot lassen, bis die Immobilienbesitzer der Innenstädte merken, dass sie langfristig keine Mieter mehr finden. Dann “regelt das der Markt” irgendwann mal.

Wäre gut, wenn die Kommune Gebühren für unvermietete Läden erhöbe. Dann regelt es sich vielleicht schneller. Aber ob Kommunen das dürfen, weiß ich nicht.

Killing_Spark,

Wenn es nur eine Steuer auf Eigentum gäbe, sodass man gezwungen wird mit dem Eigentum was zu machen weil es sonst zur finanziellen Last wird

foopac,

Finde auch, dass die Innenstädte den Menschen zurückgegeben gehören. Das würde mehr bringen als einfach nur billiger Konsum der eh schon abgelehnt wurde.

Wenn ein paar der Galeria Gerippe, die aktuell in großen Innenstädten vor sich hin bröseln zu einem Indoor Sportpark mit ein zwei kleinen Cafés / Erfrischungskiosks und einigen ruhigen Arbeits- und / oder Leseecken umgebaut würde, wäre das schon krass geil glaube ich. Wenn das soziale und Freizeitangebot da ist kaufen die Leute auch anderen Kram entweder weil sie eh schon da sind oder weil hunger / durst.

onion,

Es fehlen auch Wohnungen in der Innenstadt. Natürlich is sie tot wenn da niemand lebt

5714,

(Innen)Städte haben nach Definition Bedeutungsüberschuss, d.h. die Wirtschaft und Verwaltung in den Innenstädten können sich in den seltensten Fällen selber tragen.

Gieselbrecht,

Ich verstehe deinen Frust, aber: Bist du denn sicher, dass du mit den tatsächlich verantwortlichen Menschen gesprochen hast?

Natürlich kann die Stadt darauf hinwirken, dass es irgendwo einen Globetrotter oder Decathlon oder sowas gibt und gezielt an das Unternehmen verkaufen - aber nur, wenn das Grundstück in ihrer Hand ist. Was die Stadt nicht tun kann, ist, privaten Vermieter*innen vorzuschreiben, an wen sie zu vermieten haben bzw. privaten Outdoor- und Sportzubehörvertriebsunternehmen, wo sie ein Geschäft zu eröffnen haben.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Einfach Gewerbesteuer senken und wirtschaften lohnt sich wieder. Die Stadt kann das.

toastus,

Ich glaube nicht, dass das Absenken der Gewerbesteuer Unternehmen dazu motiviert, teure Mieten in Innenstädten zu bezahlen statt günstigere Mieten in anderen Stadtteilen.

Außerdem wird die Gewerbesteuer auf Basis des Gewinns berechnet, wenn dein Unternehmen in der Innenstadt also keine Gewinne macht, dann zahlt es auch keine Gewerbesteuer.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Ich glaube nicht, dass das Absenken der Gewerbesteuer Unternehmen dazu motiviert, teure Mieten in Innenstädten zu bezahlen statt günstigere Mieten in anderen Stadtteilen.

Du bist wahrscheinlich kein Unternehmer? Wie man Standortvorteile völlig ignorieren kann ist für mich nicht nachvollziehbar…

toastus,

In der Innenstadt ist der Gewerbesteuerhebesatz genau gleich hoch wie in den Randbezirken.

Wieso sollte eine Senkung des Hebesatzes also irgendetwas daran ändern, dass der Vorteil der zentralen Lage nicht mehr ausreicht den Nachteil der höheren Mieten auszugleichen?

Don_alForno,

Ein Steuerunterbietungswettbewerb bei den ohnehin unterfinanzierten Kommunen ist nicht wünschenswert.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Die unterfinanzierten Kommunen könnten mehr Einnahmen generieren wenn sie mehr Unternehmen anziehen, das kann man in der Praxis beobachten. Die Unternehmer können das Geld auch besser einsetzen um ihr Unternehmen wachsen zu lassen als die Politiker durch Umverteilung des Geldes Jobs schaffen können.

Killing_Spark,

Coole Sache wenn sich die Kommunen untereinander mit immer niedrigeren steuern die Unternehmen abwerben nur damit am Ende alle Kommunen noch schlechter da stehen.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Das ist das typische Weltbild von Menschen die die Wirtschaft nicht verstehen: Mehreinnahmen für den Staat gehen nur über höhere Steuern! Dass eine wachsende Wirtschaft mehr Steuereinnahmen generiert ignoriert man gerne weil man lieber planwirtschaftlich Gelder abschöpft und umverteilt.

Don_alForno,

Das ist das typische Weltbild von Neoliberalen. Sinkende Steuern sollen zu höheren Einnahmen führen. Dass empirisch Steuergeschenke überwiegend in privates Vermögen umgewandelt werden, wird ignoriert, weil man ja genau daran insgeheim interessiert ist. Dieser Plan ist für das Allgemeinwohl noch nie aufgegangen und wird es auch nie.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Danke für die Bestätigung: du denkst das Mehreinnahmen nur über höhere Steuern gehen.

Don_alForno,

Falsch. Nur, dass niedrigere Steuern nicht zu mehr Wachstum führen.

5714,

Mehreinnahmen brauchen höhere Wirtschaftsleistung, jegliche menschlichen Aktivitäten benötigen aber Infrastruktur. Leisten privatwirtschaftliche Akteure keinen Ausbau der Infrastruktur kann es höhere W.-leistung aber nur durch eine Erhöhung der Produktivität geben, zumeist auf Kosten anderer Infrastrukturen. Ob jetzt privat oder staatlich infrastrukturiert wird, ist ja erstmal egal, aber staatlich wird demokratischer infrastrukturiert/investiert. Private Profite werden nicht notwendigerweise reinvestiert.

Killing_Spark,

Auch Ökonomen wie Picketty kritisieren die Steuerwettbewerbe zwischen den verschiedenen Staaten weil sie die Einnahmen der Staaten verringern und die Lasten ungleich auf die ärmeren Bewohner verteilen. Das selbe Prinzip funktioniert auch im kleineren Maßstab für Kommunen.

Wenn die Wirtschaft nur wachsen kann wenn prozentual weniger für die Allgemeinheit rausfällt dann verarmt die Allgemeinheit gegenüber den Konzernen und gibt diesen eine ungleich größere undemokratische Macht.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Picketty ist halt auch nur ein weiterer Keynesianer, und damit ein Anhänger planwirtschaftlicher Zentralbankpolitik. Natürlich denkt er dass das planwirtschaftliche Umverteilen von Geldern besser ist als natürliches Wachstum.

Wenn die Wirtschaft nur wachsen kann wenn prozentual weniger für die Allgemeinheit rausfällt dann verarmt die Allgemeinheit gegenüber den Konzernen und gibt diesen eine ungleich größere undemokratische Macht.

Die aktuelle Politik der Umverteilung führt zu einer Verarmung der Allgemeinheit, schaust du keine Nachrichten?

Don_alForno,

Die aktuelle Politik der Umverteilung führt zu einer Verarmung der Allgemeinheit, schaust du keine Nachrichten?

Ich weiß nicht was du für Nachrichten schaust, aber diese Kausalität ist ziemlich weit hergeholt. Ja, die Allgemeinheit verarmt, aber deinen Schluss lässt das nicht zu.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Dann erklär doch mal warum die Menschen sich immer weniger leisten können.

Killing_Spark,

Weil die Gewinne die unsere Wirtschaft ja weiterhin erzielt sich bei immer weniger Menschen konzentriert? Weil das ein natürlicher Mechanismus im Kapitalismus ist, dass sich Geld da akkumuliert wo schon Geld ist, dem man nur mit Umverteilung entgegen wirken kann. Diese müsste aber genauso Global strukturiert werden wie die Gewinne inzwischen global strukturiert sind. Weil es aber immer Staaten gibt die für einen kleinen Teil des Kuchens Oase spielen kommt immer weniger Geld unten an.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Weil die Gewinne die unsere Wirtschaft ja weiterhin erzielt sich bei immer weniger Menschen konzentriert?

Das ist nur ein (kleiner) Teil des Problems. Die willkürliche und schön gerechnete Inflationen zerstört den Wert der Arbeit und des Ersparten, daher können sich immer mehr Menschen nichts leisten. Gleichzeitig hält die Inflation künstlich die Preise hoch, dabei müssten durch technologischen Fortschritt eigentlich alles immer billiger werden.

Diese müsste aber genauso Global strukturiert werden wie die Gewinne inzwischen global strukturiert sind.

Ist schon schade wenn Menschen MEHR Zentralisierung für die Lösung der Probleme von Zentralisierung halten. Die Banken und Zentralbanken sind schon zentralisiert und führen zu den Problemen.

Killing_Spark,

Die Inflation ist nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem sind die sich immer weiter konzentrierenden vermögen. Die würden sich auch ohne Inflation weiter konzentrieren. Und das Problem sind auch nicht hauptsächlich die Zentralbanken, sondern verteilte Vermögensstrukturen die zu kontrollieren viel mehr Kooperation benötigen würde zwischen den Zentralbanken.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Das Hauptproblem sind die sich immer weiter konzentrierenden vermögen

Wie konzentrieren sie sich denn?

Killing_Spark, (edited )

Vielleicht kann ich dir ja doch mal Piketty ans Herz legen der hat das ganze faktenbasiert für die Vergangenheit untersucht. Du kannst von seinen Schlussfolgerungen ja halten was du willst aber die Daten sind erstmal so wie sie sind.

Das hat viele Faktoren, einer ist dass die Kapitalrendite quasi immer über dem Wirtschaftswachstum liegt. Ein anderer viel banalerer Grund ist: Wer viel vermögen hat kann sich einen besseren Verwalter für dieses vermögen leisten und der sorgt für eine bessere Rendite. Das kann man schön an amerikanischen Universitäten sehen die viel Geld verwalten aber auch ihre Renditen veröffentlichten müssen. Die mit dem größeren Kapitalstock erzielen auch eine prozentual größere Rendite.

Shialac,

Weil die oberen 0,1% immer mehr und mehr vermögen horten? Weil ein Großteil der Arbeitsleistung in die Taschen einer handvoll Aktionäre wandert statt bei den Arbeiter*innen welche diese erwirtschaften landet?

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Weil die oberen 0,1% immer mehr und mehr vermögen horten?

Du bist eigentlich nah dran. Und die können immer mehr horten weil ihr Gehalt immer mehr an Wert verliert. Einkommen sinken real, auch weil die Inflation schöngerechnet wird.

Weil ein Großteil der Arbeitsleistung in die Taschen einer handvoll Aktionäre wandert

Dass der Aktienmarkt so aufgebläht ist ist eine direkte Folge des inflationären Geldes, wer Märkte versteht investiert überschüssiges Geld eben auch in Aktien. Außerdem wandert viel neu geschaffenes Geld direkt in die Aktienmärkte, irgendwo muss es ja hin, und dort wirft es dann Rendite ab die die Volkswirtschaft erst mal erwirtschaften muss.

Lemonyoda,

r > g.

Empirie ist schon was blödes…

Killing_Spark,

Das Wort Planwirtschaft heißt glaube ich nicht was du denkst was Planwirtschaft bedeutet. Soziale Marktwirtschaft beinhaltet immer auch einen gewissen Grad von Umverteilung, das hat aber genau nichts mit Planwirtschaft zu tun.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Der Fisch stinkt vom Kopf. Das Geld wird planwirtschaftlich verwaltet, “weise” alte Männer setzen Zinssätze fest und manipulieren damit das Geld, das wichtigste in der Wirtschaft.

Killing_Spark,

Das ist halt nicht Planwirtschaft. Das ist Zinspolitik die wichtig ist um die Inflation im Zaum zu halten. Und hat wenig mit Umverteilung zu tun.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Die Zentralbank plant die Geldmenge, das nennst du “Zinspolitik”, ich nenne es Planwirtschaft.

Und natürlich wird damit umverteilt, der Wert des Geldes verschwindet an einer Stelle (da wo es ist) und erscheint an einer anderen Stelle (da wo das neue Geld im Umlauf kommt).

Killing_Spark, (edited )

Das ist absoluter Blödsinn. Die Zentralbank plant nicht wie viel Geld am Ende da sein soll, sie beeinflusst wie attraktiv es sein soll Geld zu investieren statt es zu sparen. Ganz abgesehen davon, dass Inflation am ehesten vom kleinen Sparer zu denen Umverteilt die Wertanlagen in Form von Aktien oder Immobilien haben. Die Umverteilung die wir brauchen ist eine komplett andere.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Danke für deinen höflichen Kommentar. Die Zentralbank plant wie viel mehr und weniger Geld in die Wirtschaft soll, das beeinflusst offensichtlich die Geldmenge.

Ganz abgesehen davon, dass Inflation am ehesten vom kleinen Sparer zu denen Umverteilt die Wertanlagen in Form von Aktien oder Immobilien haben. Die Umverteilung die wir brauchen ist eine komplett andere.

Das widerspricht nicht dem was ich gesagt habe. Wer Aktien und Immobilien hat “profitiert” natürlich von der Inflation, aber bei weitem nicht so viel wie die bei denen das neue Geld ankommt. Inflation greift mit Verzögerung, das neue Geld hat so ziemlich noch die volle Kaufkraft.

Killing_Spark,

Das stimmt halt so einfach nicht. Sie bestimmt nur mit welcher rate sparen belohnt werden soll. Da ist keine feste Geldmenge geplant die existieren soll. Wie viel Geld hinterher dazu gekommen ist kommt komplett darauf an wie viel Geld tatsächlich eingelagert wurde anstatt es zu investieren.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Sie bestimmt nur mit welcher rate sparen belohnt werden soll.

Wie bitte? Sie bestimmen wie attraktiv es ist Kredite aufzunehmen, und damit wie viel neues Geld in Umlauf kommt.

Wie viel Geld hinterher dazu gekommen ist kommt komplett darauf an wie viel Geld tatsächlich eingelagert wurde anstatt es zu investieren.

Wenn man Geld “einlagert” oder “investiert” ändert sich die Geldmenge nicht.

Killing_Spark,

Sie bestimmt beides. Der Leitzins der EZB bezieht sich sowohl auf Einlagerungen als auch auf Kredite. Je höher die Zinsen desto eher lohnt sich sparen statt investieren. Und natürlich kommt da Geld dazu wenn die EZB auf Einlagerungen Zinsen zahlt.

5714,

Ja, das ist aber ein Feature. Umverteilung macht, dass reiche Mensche insgesamt ärmer werden.

Wenn ihr Nachrichten erwähnt, könnt ihr die vielleicht zitieren oder wenigstens das Thema konkretisieren? Ungeschaute Nachrichten sind sonst ein Totschlagargument.

Don_alForno,

Die Unternehmer behalten Geld aus Steuergeschenken meistens lieber selbst bzw. schütten es an Aktionäre aus, das ist eigentlich hinreichend gut dokumentiert.

Die Kommunen hingegen brauchen dringend Geld für Investitionen in bröckelnde Infrastruktur, Schulen, Schwimmbäder, Flüchtlingsheime und dergleichen, und nicht zuletzt auch für die Bewältigung der vielen anderen Zusatzaufgaben, die Bund und Länder immer gern bei ihnen abladen, ohne ihnen dafür Geld zur Verfügung zu stellen. Ein Teil des Bürgergeldes (Unterkunft und Heizung z.B.) kommt z.b. von der Kommune. Dumm nur, dass wirtschaftliche schwache Kommunen, die eh schon weniger einnehmen, dann auch noch mehr für Sozialleistungen ausgeben müssen, weil es dort ja statistisch mehr Arbeitslose gibt.

Beim Steuerdumping gewinnen am Ende wenn überhaupt wenige Große, wie beim Preisdumping durch Amazon, die anderen verkümmern. Es sollte aber flächendeckend gut gewartete Infrastruktur geben, nicht nur in den “Siegerkommunen”.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Die Unternehmer behalten Geld aus Steuergeschenken meistens lieber selbst bzw. schütten es an Aktionäre aus, das ist eigentlich hinreichend gut dokumentiert.

[citation needed]

Klingenrenner,

Subjektiv hat man den Tankrabatt nicht an der Tankstelle gespürt.

trollercoaster, (edited )

Augen auf bei der Berufswahl, hättest einfach Vorstand in einem Ölkonzern werden müssen, dann hättest Du das gespürt.

Shialac,
SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Es ging ja hier nicht um Steuerkürzungen für Reiche sondern für lokale Unternehmen.

Killing_Spark, (edited )

In Zeiten des Fachkräftemangels gar nicht so unwahrscheinlich. Eine Firma zu expandieren sollte doch gerade so schwer wie nie sein, weil man sehr schwer an das geeignete Personal dafür kommt. Was macht man dann mit dem Geld?

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Einen Fachkräftemangel gibt es nicht, die Jobangebote erzeugen ein zu geringes Interesse. Hätte man mehr Geld könnte man höhere Gehälter zahlen.

Killing_Spark, (edited )

Jede Fachkraft die du durch mehr Geld irgendwo her abziehst fehlt da dann. Das ist ein Nullsummenspiel, wenn du nicht irgendwo noch eine große Menge unbeschäftigter hochqualifizierter Menschen findest

Edit: versteh mich nicht falsch ich fänds super wenn die Konzerne ihre Rekordgewinne nutzen würden um höhere Gehälter zu zahlen. Das scheint aber gerade nicht zu passieren, vermutlich weil sie wissen dass die Konzerne von einem solchen Kampf untereinander nicht wirklich profitieren würden.

SwingingKoala,
@SwingingKoala@discuss.tchncs.de avatar

Jede Fachkraft die du durch mehr Geld irgendwo her abziehst fehlt da dann

Ich habe eine schockierende Neuigkeit für dich: Menschen wachsen nach!

Killing_Spark,

Und wenn man der Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung glaubt können sie bald auch bis zu 800 Jahre alt werden. Bis jetzt gilt aber eher, dass wir mittelfristig immer weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter in Deutschland haben werden. Demographie und so.

trollercoaster,

Dazu kommt noch, dass Gewerbesteuer nur am Firmensitz fällig wird, für Filialen aber nicht. Das heißt, es gibt Einiges an Gewerbe, das durchaus wichtig ist für eine Kommune, (Supermärkte usw.) aber sehr wahrscheinlich keinerlei Gewerbesteuer abwirft.

Aus dem großen Topf des Bundes-Steueraufkommens bekommen die Kommunen nur die Krümel, leisten aber einen großen Teil der essentiellen Daseinsfürsorge. Kommunale Steuern gibt es nicht viele und die Möglichkeiten sind sehr eingeschränkt. Wir brauchen uns nicht zu wundern, dass viele Kommunen Alles, was keine Pflichtaufgabe ist, radikal einsparen und damit viel wichtige Infrastruktur verloren geht.

Successful_Try543,

Über den Flächennutzungsplan hat die Stadt schon Einfluss darauf, welche Art von Läden wo zu finden sein sollen und wo nicht.

Gieselbrecht,

Soweit ich weiß steht da doch nur Gewerbe-/Misch-/Wohngebiet drin, aber nicht, welche spezifische Art von Einzelhandel dort zu finden sein soll.

Successful_Try543, (edited )

Soweit ich weiß geht das auch deutlich differenzierter. Hier ein Beispiel zu Shopping-Centren:

Der Flächennutzungsplan stellt die beabsichtigte Art der Bodennutzung gemeindeweit in den Grundzügen dar, die bauliche Nutzung im Allgemeinen als Bauflächentypen, ohne nähere Spezifikation. Anders bei großflächigem Einzelhandel: Hier wird zur Vermeidung negativer Auswirkungen meist schon eine höhere Regelungsdichte angelegt, in Gestalt von genau definierten Sonder-Baugebieten mit Zweckbestimmung, zulässigen Sortimenten und Verkaufsflächenobergrenzen. Die bauleitplanerische Feinsteuerung erfolgt dann auf der Ebene der verbindlichen Bauleitplanung durch daraus entwickelte Bebauungspläne.

Quelle

Einen Text zu Innenstädten hab ich auf die Schnelle nicht gefunden, erinnere mich aber insbesondere, wenn es um die Ansiedlung von Euro-Läden oder Shisha-Bars ging, dass auch im FNP festgelegt sein kann, wo diese zulässig sind und wo nicht.

Gieselbrecht,

Interessant, das wusste ich tatsächlich nicht! Bleibt die Frage ob das für Bestandsgebäude unmittelbar für die Vermieter*innen gelten kann.

  • All
  • Subscribed
  • Moderated
  • Favorites
  • dach@feddit.de
  • kavyap
  • thenastyranch
  • GTA5RPClips
  • tester
  • InstantRegret
  • DreamBathrooms
  • ngwrru68w68
  • magazineikmin
  • everett
  • Youngstown
  • mdbf
  • slotface
  • rosin
  • cisconetworking
  • JUstTest
  • khanakhh
  • normalnudes
  • osvaldo12
  • tacticalgear
  • anitta
  • Durango
  • ethstaker
  • modclub
  • Leos
  • provamag3
  • cubers
  • megavids
  • lostlight
  • All magazines