Es gibt einen Zusammenhang, der mir erst vor kurzem klar wurde, der aber meine schräge politische Selbstverortung erklärt: Mir kommt Marktliberalismus auch in dem Sinne wie ein Verbündeter des Konservativismus vor, als dass man auch hier fordert, in ein gewachsenes System nicht einzugreifen, weil es menschliche Hybris wäre, versuchte man, es zu steuern oder zu verbessern. Ich lehne das natürlich ab: Es würde mich kränken, wenn Menschen nichts erfinden könnten, das besser steuert als ein Markt?
Demokratie, heißt es immer, das sei, wenn wir alle uns aus freien Stücken eine Regel geben. Aber das stimmt natürlich nicht. Demokratie ist dann, wenn eine irgendwie qualifizierte Mehrheit eine Regel durchsetzt, die eine Minderheit dann befolgen muss und zwar gerade, OBWOHL sie es NICHT will.
Jetzt kann man tolle dialektische Argumente auffahren, warum das auch für die Überstimmten Freiheit ist oder so. Aber man darf nicht in der Eingangsformulierung schon vertuschen, dass Demokratie heißt, dass irgendeiner nicht das machen kann, was er will.
@pollatschek@ftranschel ja ich hätte selber auch eher MACHT gesagt, anderseits heißt es ja nicht zufällig staatliche GEWALT und mir fällt dann immer eins meiner Lieblings Zitate von Graeber ein
In der kita haben sie ein Buch über Einstein gelesen und das Kind erzählte dass der fliehen musste weil „die alle töten wollten“ wobei ihm nicht mehr einfiel wer „die“ waren „wie hieß das Land noch mal“ ich hab’s dann irgendwie auch noch nicht übers Herz gebracht es ihm zu sagen?
Unpopular opinion: wer den reichsten 1 Prozent der Welt mit der Guillotine droht, droht damit, große Teile der deutschen Bevölkerung ermorden zu wollen, zu der man vermutlich sogar selbst gehört; und irgendwie finde ich das auf mehrfache Art keine besonders gelungene Symbolsprache, sondern bloß dümmlichen radical chic mit dem man Kids im Internet beeindrucken will?
Ach, Rezensionen schreiben macht wirklich keinen Spaß mehr. Ich dachte der Text über X-MEN ist ganz schön geworden, aber das einzige, was die Leute interessiert, ist dass ich so einen dummen Fehler bei Wolverine gemacht habe. (Ich hatte es extra noch mal einem Marvel-Experten gezeigt, dem war es auch nicht aufgefallen leider.)
Ist vielleicht einfache er falsche Beruf für mich.
Dazu kommt ja auch: Wenn ich mir jetzt sage, dass ich nicht mal X-Men schreiben kann, weil ich mich da nicht genug auskenne, dann wird der Bereich möglicher Themen echt eng, wenn’s dann überhaupt noch was gibt, wo ich das Gefühl habe, dass ich mich gut genug auskenne?
Sehr kluger Text in der LA Review of Books über #3bodyproblem
„China’s sophon, TikTok, which is now on the verge of being banned in the US over fears that it’s collecting data on Americans, especially the children whose cognitive development it supposedly freezes in place. We might then turn our attention to a little red N that is doing much the same thing to its own subscribers.“
@mmorschel@lbenedix bei Murakami ist das Problem ja eher dass die alten deutschen Übersetzungen aus dem ENGLISCHEN sind und das ist natürlich immer schlechter als eine direkte Übersetzung
Mir ist gerade noch mal klar geworden wie schwierig es ist Philosophie wirklich als ein in Kern eben NORMATIVES Projekt darzustellen, man neigt in der Alltagssprache dazu die normative Ebene irgendwie zu unterschlagen. Zum Beispiel sage ich im Podcast, dass für G.A. Cohen KonservativIsmus bedeutet, dass man den Schmerz spürt, wenn Institutionen sich verändern, selbst wenn sie sich verbessern. So formuliert ist das natürlich streng genommen nur uninteressantes Psychologie-Geschwätz…
@jraedisch So allgemein würde ich mich jetzt auch nicht trauen das zu sagen, aber Philosophie scheint mir nicht mehr Philosophie zu sein, wenn nicht normative Aussagen im Mittelpunkt stehen würden? "Was soll ich tun, was kann ich wissen, was darf ich hoffen", das sind ja alles normative Fragen. "Was kann ich wissen" heißt natürlich nichts anderes als: "Was soll ich für wahr halten und was nicht"
@philippsteinkrueger@jraedisch ich mein das jetzt natürlich nicht kantianisch sondern stumpf analytisch: wissen enthält sowas wie“Rechtfertigung“ oder „Gründe“ oder whatever, und das ist normativ
@philippsteinkrueger@jraedisch ja ok ich hätte gar nicht mit Kant anfangen sollen, ich hab das nur so als gängige Zusammenfassung von Philosophie zitiert, nicht als Zusammenfassung von Kants Position. Es wäre natürlich traurig wenn Kant meine These irgendwie widerlegen würde und ich fürchte die Antwort ob er das tut, ist kompliziert
@philippsteinkrueger@jraedisch jetzt mal ganz ins unreine gesprochen ist der Witz ans transzendentaler Argumentation doch aus nicht-normativen Beschreibungen quasi-normative Schlüsse zu ziehen?
@philippsteinkrueger@jraedisch vielleicht mal unabhängig von Kant: ist Begriffsanalyse normativ? Ich würde sagen ja, denn es geht ja darum was man unter einem Junggesellen verstehen SOLLTE, nicht was irgendwelche Leute zufälligerweise glauben, was das heißt (auch wenn beides je nach Hintergrund-Theorie natürlich zusammenhängt)
@philippsteinkrueger@jraedisch obwohl jetzt gerade ich selber ins stolpern, ich ziehe das mit der Begriffsanalyse erst mal zurück aber finde mein obiges Beispiel mit Cohen trotzdem treffend
Hate im Internet ist schon okay, aber ich hätte wirklich meine eigenen Kinder da raus lassen sollen, das kommt mir jetzt so vor als hätte ich sie fahrlässig da in eine Schuss Linie gebracht. Sollte im Podcast oder in Texten wirklich nichts mehr von ihnen erzählen
@philippsteinkrueger es fängt ja schon damit an dass ich hier nicht nach meinem eigenen Namen suchen kann um in einem Anfall von masochistischen Narzissmus danach zu suchen was Leute Böses über mich schreiben
Ich habe gestern #damsel auf Netflix gesehen und rätsele noch, was die moralische Lehre aus diesem moralischen Lehrstück sein soll.
ACHTUNG SPOILER:
Millie Bobby Brown verzeiht der Drachenmutter und verzichtet auf Rache, obwohl diese Drachenmutter, getrieben von Rache, so viele junge Frauen brutal getötet hat. Da dachte ich kurz: Ah, es geht darum, dass Rache schlecht ist, vor allem unter Frauen; aber dann vernichten die beiden zusammen brutal die Königin und ihr Reich, und zwar aus Rache?
Gibt es vielleicht so eine Art „gründlichkeitsparadox“?
Deutschland galt lange als Land in dem alles sehr gut funktioniert weil man alles sehr GRÜNDLICH gemacht hat.
genau das führt jetzt in Zeiten des beschleunigten Wandels dazu dass nix mehr funktioniert, weil (1) es ewig dauert bis man mal was Neues gebaut hat und (2) man auch nicht improvisieren kann