ich schaue mir die nächste tage mal den „marx is muss“-kongress im fmp1 an und werde meine eindrücke etc. tooten. damit ihr mich im zweifel muten könnt: #mim2024.
bisher entspricht es ziemlich meinen erwartungen. ein eher akademisches, ziemlich studentisches publikum ist eher unter sich. „free palestine“ hier, kufyias da, „leckere palästinensische spezialitäten“ dort. was ich nicht sehe, sind ähnliche statements zu jüdischem bzw. israel. diese leerstelle fällt mir auf. #mim2024
die session zu „marxismus & gaming“ war gut, es gab einen schwerpunkt auf wirtschaftssimulationen und RTS. mir wurden dabei zwei dinge bewusst: zum einen, dass ich bisher doch ganz schön viel und unterschiedliches gezockt habe, zum anderen, dass mir viel theoretisches wissen fehlt. #mim2024
zweite session war zur aktualität der kritischen theorie heute, war auch gut und alles. es schwingt da irgendwie so ein kader-geruch mit, als wäre das selbstverständnis: wir sind die elite und wir haben die theorie gelesen und jetzt liegt es an uns, das wissen zu sichern und uns zu reproduzieren.
ich schwinge mich jetzt auf mein statussymbol aus stahl und fahre mit dem faltrad mit der schicken fahrradtasche nach hause und widme mich als angehöriger der freien berufe mal meinem beruf und arbeite. morgen geht’s weiter. #mim2024
es ist auch nicht alles schlecht da: gerade der zweite vortrag hat mir einige punkte, namen, bücher gegeben, die mein interesse geweckt haben, da mehr zu lernen und zu erfahren! ich habe so viele weisse flecken im theoriebereich und gleichzeitig ist meine vermutung, dass theorie zuviel bedeutung beigemessen wird im vergleich zur praxis. aber was weiss ich schon als theoretisch ungebildeter 🙃 #mim2024
die hamas wollte anfangs doch nur friedlichen widerstand, die befreiuung der besetzten gebiete und langfristig eine islamische ein-staaten-lösung.
"nur ein islamischer staat ermögliche allen religionen eine gleichzeitige existenz." sieht man ja in anderen islamischen autokratien, wie gut das funktioniert.
die hamas-charta werde nur genutzt, um der hamas antisemitismus vorzuwerfen. meine güte. #mim2024
um die regierung in den besetzten gebieten zu übernehmen, hatte die hamas 2005/6 implizit einer zwei-staaten-lösung zugestimmt. man wollte gleiche rechte für alle und demokratiesierung und sowas. angeblich begann alles richtig, richtig gut und vielversprechend. gab's seitdem eigentlich mal neuwahlen, zum beispiel in gaza?
vortrag smells like: rechte tun rechte dinge, aber weil wir den westen scheisse finden, reden wir als linke sachen schön. #mim2024
die hamas sei laut ihrem widersprüchlichen grundsatzprogramm von 2017 nur gegen israel und nicht gegen jüd*innen und gegen die besetzung. dabei sei alles "from the river to the sea" besetztes gebiet, das man vom rassistischen, kolonialen, zionistischen projekt befreien müsse.
das riecht jetzt nicht unbedingt nach der zwei-staaten-lösung aus dem wahlprogramm, aber dass rechte lügen, das ist ja was ganz neues 🤡🤡🤡🤡🤡🤡🤡 #mim2024
man akzeptiere übergangsweise die existenz des staates israel, enzieht ihr aber jegliche legitimität. oslo verstößt gegen internationales recht, man wolle sich davon nicht den bewaffneten widerstand nehmen lassen, der staat israel sei illegal gegründet worden.
ich hatte schon erwartet, diesen vortrag als übung des aushaltens und atmens zu sehen und zu nutzen. aber ufffff. #mim2024
das meiste schlimme, was der hamas vorgeworfen wird, sei propaganda um die palästinenser*innen zu entmenschlichen, man könne einzelne vergewaltigungen nicht ausschliessen. die hamas hat aber kriegsverbrechen begangen, bspw. bei dem festival.
auch werden die zahlen der geiseln der hamaas mit der zahl der illegal inhaftierten palästinenser*innen verglichen. #mim2024
mir erschliesst sich nicht, in wieweit man das vergleichen kann — oder sollte — anstatt einfach die gleichzeitigkeit anzuerkennen: ist beides scheisse. #mim2024
jemand fragt: "wir wissen alle, dass from the river to the sea nicht heisst, dass israel ausgelöscht werden soll, aber die hamas will ja den existierenden staat israel durch etwas neues zu ersetzen, der existierende staat israel ist ja illegal. wie sollen wir darauf in debatten antworten?"
meine güte, merkt ihr diesen widerspruch in bezug auf israels existenzrecht nicht?
antworten: "im grundsatzprogramm 2017 akzeptiert die hamas eine zwei-staaten-lösung. gleichzeitig bleibt die forderung bestehen, dass ganz palästina irgendwann befreit werden sollte."
"zur legitmität: die hamas fordert zuerst einen rückzug israels aus der besatzung, dann waffenstillstand, dann schauen sie mal, wie sich israel verhält. das bildet dann die basis zum frieden." #mim2024
weder auf der israelischen, noch auf der palästinensischen gebe es aktuell genug unterstützung für die einstaatenlösung vs. "gleiches recht für alle from the river to the sea!!!!"
das geld aus katar sei nur in infrastruktur gewandert, die israel aber halt immer wieder zerstört hätte. die hamas unterstützt ein kapitalistisches regime. #mim2024
eine beitrag aus dem publikum: "wir müssen eine linke kritik an der hamas formulieren. die führung der hamas hat sich an der bevölkerung bereichert. die israelische regierung nutzt den 7.10., der ein selbstmordkommando warm, als vorwand für einen genozid. es gab keine systematische vergewaltigungen, aber trotzdem vergewaltigungen, da müssen wir den opfern glauben. die gleichsetzung von hamas und daesh ist falsch." #mim2024
frauenrechte in palästina sind gesichert. für queere menschen sieht's ganz anders aus, aber das hat nix mit hamas zu tun, sondern der gesellschaft. #mim2024
die gesellschaftung von wohnraum ist etwas ganz anderes als die vergesellschaftung von produktionsmitteln, weil wohnraum kein produktionsmittel ist. interessanter, für mich neuer gedanke. #mim2024
diesen talk fand ich ziemlich gut, weil er mir verschiedene spannungsverhältnisse aufgezeigt hat, mich gleichzeitig aber auch in manchen ansichten bestärkt hat.
genossenschaften sind letztlich ein europäisches konstrukt, häufig der einzig, legale weg für “kollektivierung", wobei eine genossenschaft weiterhin privateigentum darstellt.
menschliche zusammenarbeit und kollektives eigentum ist uralt, global — und zutiefst menschlich. privateigentum ist das widernatürliche. #mim2024
auch ist natürlich die frage, wie man gemeineigentum sieht: als demokratisierung des kapitalismus oder eher einen emanzipatorischeren ansatz. die form ist letztlich nicht das entscheidende, wichtig ist, dass eigentum gemeinschaftlich verwaltet und entscheidungen gemeinschaftlich getroffen werden. #mim2024
dass es auch anders geht und echt scheisse laufen kann: #wtfwtf.
am besten gelinkt kollektivierung, wenn es eine breite, gesellschaftliche verankerung gibt: die nachbarinnenschaft, der kiez, die lieferantinnen, die kund*innen müssen mitmachen — ich musste an das premium kollektiv denken.
eigene erfahrungen zu machen oder alternativ bzw. präventiv aus erster hand zu erfahren, kann dabei auch helfen. es ist wichtig, die machbarkeit und das potential der selbstermächtigung zu sehen. #mim2024
zum schluss gab's noch einen schönen aufruf: gesetze sind etwas lebendiges, formbares, gesetze bieten interpretationsmöglichkeiten und spielraum, sonst bräuchte es keine gerichte. gesetze folgen immer protest, sozialen praktiken, sozialen prozessen, hegen sie ein, regulieren.
mit anderen worten: hier gibt es eine möglichkeit, dinge zu verändern. #mim2024
letzter tag startet (und endet) mit "vom weltkrieg zur novemberrevlution — die rolle der revolutionären obleute in berlin": es geht also um geschichte und surprise: man kann einiges daraus lernen. #mim24
obleute sind vertrauensleute, die ihre gewerkschaft im betrieb repräsenteieren ralf hoffrogge erzählt anhand von richard müller1 die geschichte einer radikalisierung. der unter den drehern in berlin hat müller für einen organisierungsgrad von 90% gesorgt und die belegschaft einfach ernstgenommen, bspw. wurde nur gestreikt, wenn ein großteil der belegschaft diesen mitgetragen hat. das hat zu konflikten mit spartakusbund etc. geführt. #mim24
erfolgreiche kämpfe haben dabei vertrauen der belegschaft in ihre obleute aufgebaut. das wurde leichter dadurch, dass dreher eine schlüsselposition im betrieb innehatten. wenn ihr starker arm es wollte, standen die räder still — und sie waren sich ihrer macht bewusst. #mim24
ich finde schön, dass sie ihre belegschaften ernst nahmen, da musste ich an die streikkundgebung der gdl im fmp von vor ein paar monaten denken: die streikenden gdler*innen waren keine linken oder linksradikale, sie feierten eher bauernproteste und co. #mim24
manche leute hören es vielleicht nicht gerne, aber ich finde es verwerflich, menschen zu entmündigen, indem man sie instrumentalisiert. die leute sind doch nicht doof, sie merken sowas. mein eindruck ist, dass hier ein blinder fleck bei vielen linken ist: wir sind lieber unter unsersgleichen. #mim24
die bewegung wuchs langsam, informell, unter dem radar. man zog immer nur einzelne ins vertrauen und die zusammenarbeit basierte darauf, man traf und besprach sich auf geburtstagsfeiern und firmenfesten und führte keine protokolle. durchaus smart. #mim24
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