Ich habe gerade in einem halbvollen oberbayerischen Wirtshaus ein Schnitzel mit Bratkartoffeln für 13,90 gegessen und musste fast 45 Minuten darauf warten, weil die Kellnerin alleine ist. Mittags ist geschlossen.
Entweder wir sind bereit, angemessene Preise zu bezahlen, oder die Wirtshäuser auf dem Land werden in Zukunft noch schneller sterben, als sowieso schon in den vergangenen 20 Jahren. Ich möchte das nicht.
@holgi Ernst gemeinte Frage: ist Dir denn 12.30 für ein Schnitzel zu teuer?
Oder monierst Du, dass das zu billig ist, weswegen dann die Gastronomie halt nicht davon leben kann?
@holgi Jo eben. Dann hab ich’s richtig verstanden.
Und aus Schweizer Perspektive ist es gerade zu lächerlich, irgend ein Gericht, zumal mit Fleisch, unter 20.- auf der Karte zu haben. Ich wäre eigentlich schon unter 30.- skeptisch aber ich esse auch nie auswärts und auch kein Fleisch.
@rstockm Das Problem war bisher überwiegend, dass nicht mehr genügend Gäste kommen, so dass sich der Küchenbetrieb kaum noch lohnt. Wer noch kommt, erwartet Preise wie 2004, und der Arbeitskräftemangel kommt da jetzt noch oben drauf.
@holgi@rstockm ein weiteres Problem noch oben drauf: viele können sich andere Preise als 2004 auch gar nicht erlauben, gerade mit Kindern. Als wir den Familienbetrieb noch hatten (bis ca. 2010) war die untere Mittelschicht und aufwärts noch sehr regelmäßig im Restaurant anzutreffen. Das ist sehr stark zurück gegangen.
@jason@rstockm Aber ist das wirklich so sehr ein finanzielles Problem, oder liegt das vielleicht auch (oder sogar eher) daran, dass das Wirtshaus als Treffpunkt unattraktiver geworden ist? Weil: ich muss da ja nix essen, aber fürs Bier und Gesellschaft kommt halt auch kaum noch jemand.
(Wär mal interessant, ob es da Zusammenhänge gibt zwischen dem Aufstieg von Streaming und sinkenden Besucherzahlen)
@holgi@jason@rstockm mhh als "junger Mensch" koche ich lieber für Freunde als Essen zu gehen. Essen gehen ist super wenn man im Alltag keine Zeit hat zum bekochen. Gibt noch Kneipen und Bars, diese sind zumindest hier gut gefüllt. Der Alkohol Konsum nimmt aber eher ab bei jüngeren Generationen. Trinke selbst so 3-5 mal im Jahr und in Bars und Kneipen meist nur Alkoholfreies.
@grillchen@holgi@rstockm Spannend. Ich bin als "junger Mensch" (also vor 15 - 20 Jahren) lieber zum Essen und Trinken gegangen als selbst zu kochen (und tue das immer noch lieber). Im Freundeskreis habe ich das als "normal" wahrgenommen. Woher kommt die Verhaltensänderung? Liegt es am finanziellen oder hat sich der Zeitgeist einfach geändert? Rückgang des Alkoholkonsums könnte definitiv ein weiterer Faktor sein.
@jason@grillchen@rstockm Man hat auch weniger Sitzfleisch, wenn man nüchtern bleibt - selbst, wenn die Alternativen sehr gut sind (was zusätzlich prohibitiv teuer ist).
@rstockm Hier grad nicht. Sechs, acht Standards auf der Karte, dazu Brotzeit und Kaiserschmarren (Mehr braucht's ja eigentlich auch gar nicht). Das macht es umso trauriger.
@holgi@rstockm Lass mich raten: nichts veganes? Ehrlich: meinetwegen können die Landgasthöfe gerne alle pleite gehen. Liebloses Essen, nichts vegetarisches oder gar veganes, die egalste Einrichtung die verfügbar war und „Kartenzahlung machen wir nicht“. Dann doch lieber McDonalds.
@holgi@rstockm Ich hab einfach keinen Bock mehr drauf mich jedes mal entschuldigen zu müssen, wenn ich irgendwo außerhalb Berlins mal wieder jemand aus Prinzip keine Hafermilch hat, weil das ja den Untergang des Abendlandes bedeuten würde.
@343max@rstockm Ach, bitte kalkulier das doch mal realistisch, bevor Du dich hier derart aufplusterst! Alle paar Tage kommt irgendwer vorbei, der unbedingt Hafermilch in seinen Kaffee zu 3,20 haben will, und dafür soll der Wirt nen Liter zu 1,- vorhalten, von dem er regelmäßig 700ml wegschüttet, weil sonst niemand das Zeug in haben will und es deshalb vergammelt.
@holgi@rstockm Und ich soll jetzt Kaffee trinken den ich nicht trinken will und von dem ich Verdauungsprobleme bekomme, damit sich der Laden weiterhin nur auf den Teil seiner Kunden konzentrieren kann von denen er nicht leben kann? Einfach die Kuhmilch aus dem Sortiment zu nehmen und durch Hafermilch zu ersetzen die praktisch jeder trinken kann ist keine Option? Und warum genau soll ich in Restaurants die aus Prinzip kein Essen für mich haben mehr Geld ausgeben?
@343max@holgi@rstockm Bei meiner Radtour im letzten Jahr durch Brandenburg und Vorpommern war der Dorfkrug dauerhaft geschlossen, hatte Schließtag (mindestens drei in der Woche) oder Wochenkarte mit einem Tagesgericht. Preiswert, aber eher nicht vegetarisch. Das Level Kartenzahlung ist noch nicht aktiviert. Also Radfahren in Brandenburg nur mit Brotdose.
@DerForstHorst@343max@holgi@rstockm Ich radele keine Umwege mehr für ein mittelmäßiges Bäckererlebnis in Brandenburg. Ich nehme einfach Energy Gels mit. Es ist auch noch leckerer.
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