Das verstehe ich.
Sprache sollte frei bleiben. Das Volksbegehren halte ich i.Ü. für verfassungswidrig, denn das Recht auf freie Meinungsäußerung wäre ohne die freie Wortwahl nicht möglich.
Dennoch bin ich im Deutschen gegen das Gendern, ausser bei Kontexten, die mit dem Genus zu tun haben.
Gendern mit seinen Varianten (was ist I.Ü. mit Asexuellen?) macht das Verständnis längerer Texte deutlich schwieriger.
Zudem bedeutet es einen weiteren sprachlichen Bruch mit...
..den literarischen Werken bis zum 20. Jahrhundert.
Deutsch hat drei Artikel. Sie implizieren nicht unbedingt einen Genus, denn sonst wären wir im Hinblick auf unser "Menschsein" (das) Sachen.
Ich habe unlängst einen Artikel über die Sprache einenms Stammes nordamerikanische Ureinwohner gelesen. Dort werden die "Artikel" nach der ausgeübten Funktion zugeordnet. Spannend.
Entspricht jedoch überhaupt nicht allen jahrtausendealten kulturellen Quellen des Deutschen...
...vgl. auch die unnötige Umwandlung von Studenten in Studierende.
Gemäß einem Lateinprof wäre Student gar nicht männlich. (Quelle finde ich nicht mehr, sh. jedoch hier: https://www.dwds.de/wb/Student, es ist ein Partizip:
"Part. Präs. von lat. studēre,..."
Und auch bei jemand ist die "Genus-Identität" schon vor über 1.200 Jahren verloren gegangen:
"...ahd.
althochdeutsch
ioman ‘irgendein Mensch’ (8. Jh.),.."
Faszinierend und aus heutiger Sicht fortschrittlich, aber nicht zentraleuropäisch.
Unabhängig davon wird das Volksbegehren m.E. juristisch scheitern. Jedoch bin ich der Meinung, man sollte die Diskussion um das Gendern auch mal sozio-systemisch sehen: durch den von vielen traditionell Denkenden als Angriff auf das eigene Selbstverständnis empfundene (Stichwort....
..."#Wurzeln) Gendern muss aus meiner Sicht zu einem "backlash" der "Traditionalisten" führen.
Systeme definieren sich durch Grenzen, so auch eine Gesellschaft. Wenn ich diese Grenzen aufhebe, nehme ich ihr (einen Teil ihres) Selbstverständnisses.
M.E. fungieren derartige kulturelle Revolutionen auch als Brandbeschleuniger für die "culture wars" in den USA.
(Ich sehe mich diesbezüglich übrigens als "Blue" und "Progressive".)
@2ndStar
...in Anbetracht des in einer Zerreisprobe befindlichen Negativbeispiels #USA*, halte ich i.Ü. auch eine weitere Polarisierung der deutschsprachigen Gesellschaft für gefährlich.
Ich bin kein Soziologe, aber vielleicht wäre Deeskalation eher ein Ansatz.
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