astefanowitsch, German
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Hier doch noch ein paar Worte von mir zu dem Offenen Brief einiger Lehrender der Freien Universität zum Protestcamp anti-Israelischer „Studierender“ und der von der Hochschulleitung angeordneten Auflösung durch die Polizei. Wer es nicht mitbekommen hat: gut 700 Lehrende verschiedener Universitäten, darunter knapp 250 Kolleg*innen der FU, haben die Auflösung des Protestcamps kritisiert. Sie halten den Campus der FU für einen öffentlichen Ort, an dem solche Demonstrationen legitim seien, 1/

astefanowitsch,
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auch wenn sie (was beim Protestcamp offensichtlich war) nicht auf Dialog angelegt seien. Unabhängig davon, ob man das Anliegen der Demonstrierenden teile, müsse man die Dringlichkeit dieses Anliegens „angesichts der angekündigten Bombardierung Rafahs und der Verschärfung der humanitären Krise in Gaza“ verstehen. Das Präsidium der FU wird aufgefordert, auf weitere Polizeieinsätze sowie auf Anzeigen gegen die Demonstrierenden zu verzichten, 2/

astefanowitsch,
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da Universitäten dazu verpflichtet seien, ihre „Studierenden auf Augenhöhe zu begleiten, aber auch zu schützen und sie in keinem Fall Polizeigewalt auszuliefern“. Das Statement zum Nachlesen gibt es hier: https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSfVy2D5Xy_DMiaMx2TsE7YediR6qifxoLDP1zIjKzEl9t1LWw/viewform 3/

astefanowitsch,
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Das Statement hat ist ja scharf kritisiert worden, und ich muss leider sagen, zu Recht. Leider, weil ich auch der Meinung bin, die Uni-Leitung sollte sich mit Polizeieinsätzen gegen ihre Studierenden zurückhalten. Es gab und gibt immer wieder Besetzungen von Hörsälen im Zusammenhang mit Uni-Streiks u.ä. Protesten, bei denen ich es für falsch halte, die Polizei zu rufen. Solche Proteste muss man aushalten und ausdiskutieren, dafür kann auch Lehre ausfallen oder inhaltlich umgestaltet werden. 4/

astefanowitsch,
@astefanowitsch@mastodon.social avatar

Aber das Statement hier wird zu Recht kritisiert, und zwar aus drei Gründen: Erstens halte ich es für fraglich, wie viele der Demonstrierenden Studierende waren. Weder ihr Verhalten noch ihre Inhalte sprachen dafür. Unter unseren Studierenden gibt es eine Vielfalt an Meinungen zum Krieg in Israel und Gaza, aber die Glorifizierung von Hamas-Terrorismus ist mir in Diskussionen bisher nicht untergekommen. Zweitens war eine solche Glorifizierung aber der zentrale Inhalt des Protestcamps. 4/

astefanowitsch,
@astefanowitsch@mastodon.social avatar

So etwas als legitimen Protest darzustellen, den die Universität tolerieren müsse, und die Verantwortung für diesen Protest auch noch Israel zuzuschieben, untergräbt alle anderen Punkte, die der Offene Brief vielleicht zu machen versucht. Ich kann nicht glauben, dass das den Unterzeichnenden nicht bewusst ist — es sind wirklich kluge Leute dabei, die ich sonst sehr für ihre Analysefähigkeiten schätze. 5/

astefanowitsch,
@astefanowitsch@mastodon.social avatar

Ich muss deshalb zumindest vorläufig davon ausgehen, dass deren Sympathien auch inhaltlich auf Seiten der Protestierenden liegen. Dafür spricht übrigens auch, dass nur eine Handvoll der Unterzeichnenden seinerzeit das Statement unterstützt haben, in dem Lehrende der FU nach dem Terror-Angriff der Hamas im Oktober Solidarität mit Jüd*innen weltweit und mit Israel ausgedrückt und gefordert haben, dass Diskussionen des zugrundeliegenden Konflikts nur stattfinden können, 6/

astefanowitsch,
@astefanowitsch@mastodon.social avatar

wenn es Räume gibt, die für alle Beteiligten — vor allem für Jüd*innen — sicher sind und wenn die Diskussionen auf Grundlage einer „umsichtigen und an objektiven Sachverhalten orientierten Argumentation, die auf historischer Kenntnis gründen“ erfolgen. Genau so ein sicherer Raum muss eine Universität nämich sein und genau diese Form der Diskussion ist einer Universität angemessen. Hier noch einmal das Statement vom Oktober: https://www.fu-berlin.de/sites/stellungnahme-gegen-antisemitismus-intoleranz/index.html 7/

astefanowitsch,
@astefanowitsch@mastodon.social avatar

Und damit komme ich zum dritten Punkt: Der Offene Brief verkennt das völlig, wenn er sagt, dass der Protest nicht auf Dialog ausgerichtet sein müsse. Doch, wenn er an einer Universität stattfinden soll, dann muss er das. Ist er es nicht, hätte er auch dann nichts dort zu suchen, wenn er tatsächlich von Studierenden getragen würde. Damit Universitäten funktionieren können, muss dort mehr Meinungsvielfalt ausgehalten werden als anderswo. 8/

Fischblog,
@Fischblog@chaos.social avatar
astefanowitsch,
@astefanowitsch@mastodon.social avatar

Aber damit Universität funktionieren kann, müssen Meinungen begründbar und begründet sein, sie müssen in einer Form geäußert werden, in der sie Teil eines Dialogs sein können. Die Glorifizierung von Terror ist nicht begründbar, sie muss deshalb an einer Universität nicht ausgehalten werden, und man muss kein Fan polizeilicher Maßnahmen sein, um es für richtig zu halten, Platzverweise gegen Menschen auszusprechen, die Terror glorifizieren und diese im Ernstfall auch polizeilich durchzusetzen. 9/

astefanowitsch,
@astefanowitsch@mastodon.social avatar

Und das sollte Konsens sein, egal, was man von irgendeinem Anliegen irgendeiner gesellschaftlichen Gruppe hält. 10/10

ErikUden,

@astefanowitsch Ich unterstütze jeden Protest, außer den jetzigen. Bin für jede Zivilrechtsbewegung, außer die jetzige. Bin gegen jeden Krieg, außer den jetzigen.

ErikUden,
alper,
@alper@rls.social avatar

@astefanowitsch Glorifizierung von was genau? Sowohl “Hamas” als auch “Terror” sind mittlerweile so weit ausgedehnte und so oft missbrauchte Wörter dass sie mehr oder weniger bedeutungslos sind.

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