vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

Marina Weisband, Frido Mann: "Was uns durch die Krise trägt. Ein Generationengespräch."

Mit Gewinn gelesen. Viel zum Nachdenken und viele kluge Sätze von der wunderbaren @afelia.

Immer wieder der Begriff der Selbstwirksamkeit. Erinnert mich an "meinen" Begriff, die Sinnhaftigkeit. Nicht das gleiche, aber verwandt.

Anyway, ein Thread mit Zitaten, weil das alles im Buch besser gesagt wurde:

1/11

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

S.15: "Wenn man sein Selbstbild daraus bezieht und dieser Lebensstandard fällt, dann trifft das Menschen in ihrem Kern. In ihrem Selbstverständnis. Die Konsequenz wird Wut sein. Verzweiflung. Verwirrung. Ob wir das als Gesellschaft, als Demokratie überleben, hängt davon ab, ob wir es schaffen, unser Selbstbild durch etwas anderes zu konstruieren. Ob wir andere Werte für uns entdecken können."
2/11

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

S. 22: "Aber die Wahrheit ist: Das, was wir da verteidigen, ist wirklich alles andere als perfekt, und darin liegt ja die Wurzel dessen, was uns in diese Misere gebracht hat. Deswegen reicht es nicht, Demokratie zu verteidigen. Demokratie muss wachsen."
3/11

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

S. 33: "Ich lebe als mit einem gepackten Koffer. Im Prinzip bin ich jederzeit bereit auszuwandern."

(💔 jedes mal 💔 weil dieser Motiv des gepackten Koffers bei so vielen Jud*innen in Deutschland auftaucht. Immer wieder. Dabei gibt es viel schönere Dinge als wenn eine fünfköpfige Familie mit 5 Koffern ein Land und alles Leben bisher verlässt. Glaubt es jemanden, die es selbst mitgemacht hat.)
4/11

vicgrinberg, (edited )
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S. 37: "Demokratie ist sehr ansteckend. Das Gefühl, der Welt nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern die gemeinschaftlich und solidarisch gestalten zu können, ist äußerst mächtig."

S. 69: "Wir werden, glaube ich, niemals zu einem solidarischen Kampf für eine bessere Gesellschaft kommen, zu einer aufklärerischen Bewegung, wenn wir nicht damit umgehen können, dass Dinge nicht immer eindeutig sind, wenn in unseren Kopf nicht mehr als eine Idee gleichzeitig passt."
5/11

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

S.75: "Wir müssen dezentral - wie das schon immer über Internet gelaufen ist - kommunizieren, jeder aus seinem Erfahrungshorizont heraus. Und zwar nicht nur die Bedrohungslage kommunizieren, denn das erschöpft Menschen, sondern auch positive Visionen von einer Zukunft, wie sie sein könnte."

S. 78: "Jedes Handeln gibt uns Freiheit. Aber wenn wir nicht handeln, dann verlieren wir. Und das kostet uns Freiheit."
6/11

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

S. 86: "Diese Form von Reaktanz ist gefährlich, zumal Menschen, die Angst vor Kontrollverlust haben, auch sehr, sehr schlecht Menschen tolerieren können, die keine Angst vor Kontrollverlust haben. Jemand, der sich ohnmächtig fühlt, versucht, andere ohnmächtig zu machen. Und das ist ein tiefes Problem."

(Und hier bitte nicht nur an die anderen denken, sondern auch sich selbst an die Nase fassen - wie oft machen wir das? Wie oft tun wir genau das einander an?)
7/11

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

S. 105: "Einer der größten Marginalisierungsfaktoren für alle Menschen ist, wenn sie nicht vernetzt sind. Man spricht über Hautfarbe, man spricht manchmal noch über Armut, aber nicht über Vernetzung. Doch fast alle Migranten teilen, dass sie unvernetzt in eine neue Gesellschaft kommen. Und wenn man nicht vernetzt ist, denkt man: 'Ich habe sowieso keine Chancen auf bestimmte Sachen.'"
8/11

einfachnurRoland,

@vicgrinberg Passt das nicht generell auch zu den Menschen im ländlichen Raum, dass sie sich abgehängt fühlen, weil ihre Netzwerke nicht mehr da sind?

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@einfachnurRoland mag sicherlich auf einzelne passen, gerade Zugewanderte (was durchaus heißen kann, von 30km weiter im Süden eingeheiratet). Aber wird der ländliche Raum nicht gerade mit "Zusammenhalt zwischen Nachbarn" vs. die "Anonymität der Stadt" beworben?

einfachnurRoland,

@vicgrinberg Ich halte Werbung nicht für akkurate Zustandsbeschreibungen.

Wenn in kleinen Gemeinschaften die Jungen kontinuierlich wegziehen, was passiert mit dem Netzwerk?

Ich weiß es nicht, finde den Denkansatz aber vielversprechend.

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@einfachnurRoland ist halt nicht meine Erfahrung mit dem ländlichen Raum (ist aber natürlich auf bestimmte Ecken beschränkt) und Zuschreibungen haben viel damit zu tun, wie die Leute die Dinge sehen. Anyway, müsste mal jemand mit soziologischem Hintergrund sagen, ob da jemand mal Netzwerkanalysen gemacht hat oder ähnliches, ist aber auch nicht mein Fachgebiet :)

mina,
@mina@berlin.social avatar

@vicgrinberg

Das mit der Wichtigkeit des Vernetzt-Seins kann ich mit meiner eigenen Migrationsgeschichte durch mehrere Länder nur bestätigen, obwohl ich es da natürlich 1000X leichter hatte als Menschen, die z.B. fliehen mussten und gar keine Anknüpfungspunkte haben.

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@mina als jemand, die beide Arten von Migration mitgemacht hat: ja! So sehr ja!

Canisius,
@Canisius@muenchen.social avatar

@vicgrinberg
Also Brücken bauen, statt Fremdheit beklagen.

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@Canisius und (persönliche) Netzwerke öffnen, das ist noch mal mehr als Brücken bauen und noch mal enorm schwierig.

Canisius,
@Canisius@muenchen.social avatar

@vicgrinberg
Es gibt offene Netzwerke, das sind zB Schulen oder Pfarrgemeinden. Da gibt es Kontakte und Kontaktangebote und keine Ausgrenzung wegen der Herkunft.
Jedenfalls gilt das für eine Großstadt wie München mit einer sowieso schon vielfältigen Bürgergesellschaft.

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@Canisius

"keine Ausgrenzung wegen der Herkunft.
Jedenfalls gilt das für eine Großstadt wie München"

-- also als jemand, die als Person mit Migrationshintergrund in der Gegend aufgewachsen ist und lange gelebt hat (zT Augsburg, zT München): Das ich so nicht bestätigen.

Canisius,
@Canisius@muenchen.social avatar

@vicgrinberg
Ich arbeite mit Grundschulkindern und Familien insbesondere im Bereich Pfarrgemeinde. Wir haben ca 20% Familien mit (tlw) Migrationserfahrung. Die haben je nachdem natürlich ihre spezifischen Probleme mit Sprache und Integration. Wir machen aber keine Unterschiede. Sie sind alle gleich und herzlich willkommen. Die Vielfalt ist immer auch ein Reichtum.

vicgrinberg, (edited )
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@Canisius Freut mich, dass es in deiner Arbeitsstelle so ist. Yay! Ist insgesamt leider so oft nicht der Fall.

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

S. 112: "Eine stabile Identität besteht nicht nur aus einer Zugehörigkeit, nicht aus einem starren Selbstbild, sondern aus einer Vielzahl von Gemeinschaften, aus einem Mosaik von Spiegeln in anderen Menschen. Sie verlässt sich auf verschiedene Gruppenzugehörigkeiten. Darum stärkt alles die Identität, was offene Räume bietet und eine Möglichkeit zur Selbstentfaltung."
9/11

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

S. 114: "Ein für ein anderes Thema bekanntes Gesicht zu haben, ist eine der wichtigsten Ressourcen, um eine [marginalisierte] Identität öffentlich zu normalisieren."

S. 117: "Identität kann man sehr stark nur im Wir, in der Spiegelung in anderen Mitmenschen gewinnen, die einem wohlwollen."
10/11

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

S. 161: "Was ist eigentlich heutzutage Autorität, was ist Autorität in einer Kultur der Digitalität, in der Schule nicht mehr das Wissensmonopol hat? Das Wissen ist ja in der Welt, die Schüler können sich alles ergoogeln. Die kommen in die Schule, um zu lernen, wie sie Wissen erwerben können. Also wie sie mit Nichtwissen umgehen."
11/11

andi_al,
@andi_al@mastodontech.de avatar

@vicgrinberg
Danke dass du diese aufbauenden Worte teilst 🖤♥️

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@andi_al danke fürs Lesen! Und für die Rückmeldung - zu wissen, dass es bei anderen ankommt, macht Lust auf mehr solche Threads!

oberhof,
@oberhof@berlin.social avatar

@vicgrinberg was für inspirierende ermutigende Gedanken. Danke für die Zitatensammlung! Und danke der mutigen @afelia

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@oberhof @afelia Danke auch für Rückmeldung (zu hören, dass sie berühren, macht Lust auf mehr solche posst) <3

stolenprivacy,
@stolenprivacy@darmstadt.social avatar

@vicgrinberg @afelia

Danke für den Tipp. 💫👍

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@stolenprivacy @afelia ich hoffe, das Buch gefällt falls du zum es Lesen kommst!

trimaris,
@trimaris@mastodon.social avatar

@vicgrinberg @afelia
Hatte mir das Buch zum Geburtstag gewünscht und dann auch gleich gelesen - definitiv mit Gewinn! So viel Kluges und vieles, was wieder Mut macht.

vicgrinberg,
@vicgrinberg@mastodon.social avatar

@trimaris Yay! Genau das Mut machende habe ich echt gebraucht!

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