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Threads von Meta ist eine merkwürdige Plattform. Leute entfernen da zuhauf ihre eigenen Follower, weil sie sich durch Follower generell belästigt und gestalkt fühlen. Als ob es sie etwas anginge, wer ihnen folgt. Es ist doch eh alles öffentlich, und mit einem Follower ist man ja auch nicht irgendwie verbandelt. Leute löschen da auch massiv ihre eigenen Posts, wenn ihnen eine Antwort nicht gefällt. Als ob die Replik bei ihnen selbst geschrieben worden wäre und nicht bloß ein eigenständiger Post mit einem gesetzten Bezug ist. Und Leute nennen da fast immer auch einzelne Posts „Thread“, obwohl „Threads“ ja ein etablierter Begriff für verknüpfte Stränge von Posts ist.

Kurzum: Die Leute bei Threads sind offenbar überwiegend nicht bei Twitter sozialisiert, sondern eher bei Instagram oder Facebook. Im Thread https://www.threads.net/@kristenzeta/post/C53HkHcSQan gibt es z.B. eine aktuelle Diskussion um Sinn und Unsinn von Quote Posts. Diese wird bei Mastodon seit 2016 geführt, aber nicht so absurd und so heftig. Und vor allen Dingen nicht so naiv. Das ist wirklich lesenswert. Faszinierend ist dabei, wie wenige Leute bei Threads verstanden haben, was ein Quote Post eigentlich ist, und was nicht. Also wieviel Threads als Plattform eigentlich die Internalisierung von Twitter-Konzepten voraussetzt und wie wenig diese in der Realität gegeben ist.

Bereits in https://www.threads.net/@nnzgram/post/C3Fyl3BNEfp antwortete ich mal jemandem*, dier dachte, dass das Löschen eines Beitrags auch die Kommentare löscht, dies: „Instagram hat ein Post-and-Comment-Modell, d.h. Kommentare reichern einen Post da nur an. Der Poster hat das Hausrecht. Threads hat (wie Bluesky, Mastodon, usw.) ein Post-and-Reply-Modell, d.h. Kommentare gibt es nicht. Ein Post kann an andere Posts anknüpfen (als Reply oder Quote), steht aber niemals unter fremdem Hausrecht. Das war auch der Grund, warum Threads eine separate App wurde. Die Modelle waren zu unterschiedlich. Es gibt keine ‚Hauptposts‘, und Du kannst niemals fremde Posts löschen.“. Und das ist nur eines vieler Beispiele dafür, dass auch die Reply-Funktion bei Threads von den Leuten dort kaum verstanden wird. Bei Twitter waren „Drükos“ (Quote Posts) und „Drukos“ (Replys) gängige Begriffe und Konzepte.

Eine Bemerkung zum Stichwort Hausrecht: Was man bei Threads dennoch machen kann, ist eine Verknüpfung an einem fremden Post löschen. Oder zumindest die Darstellung einer Verknüpfung bei anderen ausblenden. Es gibt eine „für alle verbergen“-Funktion, die deshalb manchmal ein bisschen toxisch sein kann, aber von den Leuten bei Threads heiß geliebt wird. Klar macht die auch Sinn, wenn z.B. Influencer Trolle bekämpfen müssen, die auf deren Reichweite reiten wollen, aber sie wird bei Threads halt von jedem gerne genutzt, dem eine Antwort nicht gefällt. Dazu kommt noch die seltsame Thread-Darstellung bei Threads, und der aggressive „For you“-Algorithmus (es gibt nur zwei Algorithmen: den Interest-Graph-basierten „For you“ und den Social-Graph-basierten „Following“, den ich aber noch nie verwendet habe), so dass die User auch von der Plattform geradezu getrieben werden, zu dieser Funktion zu greifen.

Aber nicht nur die Leute bei Threads sind komisch. Auch die Technik funktioniert nicht immer nachvollziehbar. An meinem Post https://www.threads.net/@nnzgram/post/C534VN1LY0d steht z.B. „1 reply“, aber es wird keiner angezeigt. Mit https://www.threads.net/@jana.zx6r/post/C53-A58CyBN gibt es aber tatsächlich mindestens einen Reply auf meinen Post. Vermutlich ist dieser mit „1 reply“ gemeint. Von dort aus kommt man über die Verbindung auch zurück zu meinem Post, aber dann nicht wieder hin zu diesem Reply darauf. In die andere Richtung gibt es keine Verbindung. Es steht an meinem Post zwar „1 reply“, aber eben kein Reply, obwohl es den ja wirklich gibt. Man kann nur von dem Reply aus den Thread hochnavigieren, aber nicht wieder herunter. So ein o.g. Fall von „für alle verborgen“ ist das aber nicht, wie ich im übernächsten Absatz gleich darstellen werde.

Was aber viel schlimmer ist: Auch in meinen Notifications https://www.threads.net/activity/replies wird dieser Reply nicht angezeigt. Ich komme also auch selber nicht irgendwie anders zu dem Reply auf meinen Post! Und ich hätte auch nie davon erfahren, wenn ich nicht auf Verdacht (weil da „1 reply“ steht) bei der Vorposter:in meines Posts in deren* Replies-Feed https://www.threads.net/@jana.zx6r/replies manuell nach einem Reply auf meinen Post gesucht hätte. Und ich wurde dort nur fündig, weil es zufällig dieselbe Person war. Wenn das nicht so gewesen wäre, hätte ich keine Chance gehabt, den Reply auf meinen Post zu finden.

Mir stellt sich natürlich die Frage, was hier passiert war. Denn wenn ich mir z.B. https://www.threads.net/@franknffphotography/post/C3us87ltj84 anschaue, also einen Beispielpost, bei dem hinter mir ein Thread ist (zwei andere Leute unterhalten sich), dann kann ich nur bei meinem direkten Nachfolgepost ein „Hide for everyone“ auslösen. Bei den weiter hinten geht nur „Hide“. Da ist also niemand, der auf dem o.g. „1 reply“ ein „Hide for everyone“ gemacht haben könnte. Denn dann müsste sich meine Vorposter:in selbst für alle verborgen haben, was ja aber nicht geht. Nur ich hätte das tun können! Habe ich aber nicht. Der Erklärungsversuch, dass vielleicht jemand „Hide for everyone“ gemacht haben könnte, trägt also nicht.

Meine Auflösung ist einfach die folgende überhaupt nicht gewagte These: Vermutlich ist Threads hier einfach kaputt. Dass ausgerechnet die Plattform, die sich „Threads“ nennt (und deren User zur Verwirrung aller auch die einzelnen Posts „Threads“ nennen) keine auch nur ansatzweise brauchbare Threads-Darstellung hat, und diese außerdem auch noch andauernd sichtbar kaputt ist, und man oft Post nicht wiederfindet, oder falsche Verbindungen sieht, habe ich auch bei anderen schon sehr oft gelesen. Eine Weile lang sogar beinahe täglich. Die Software der Plattform ist hier offenbar noch Schrott.

Aber das Merkwürdigere bei Threads sind wie gesagt die Leute. In https://www.threads.net/@nnzgram/post/C5JhRKOt9OR schrieb ich z.B. (mit Beispielbild) „Da bin ich von Bluesky weg, weil das eine diskursuntaugliche monokulturelle Echokammer geworden ist, in der inzwischen jeder jeden sinnlos weggeblockt hat, aber hier auf Threads ist egomanes Blocken irgendwie auch längst normalisiert. Vielleicht sollte ich auch einfach mal wild in der Gegend herumblockieren, um zu sehen, wie sich das anfühlt.“. Habe ich natürlich nicht gemacht (ich habe noch nie irgendwo irgendwen geblockt), aber auch bei Threads reden eben ständig Leute über’s Blocken. Als ob man damit irgendwas verändert. Ein aktuelleres Beispiel ist z.B. https://www.threads.net/.

Dennoch bin ich bei Threads aktuell lieber bei Threads als bei Bluesky, zu dem ich vor einem halben Jahr hier dem Post https://wolkenstich.wordpress.com/2023/10/28/bluesky/ was schrieb. (Damals gab es noch gar kein Threads.) Es ist also nicht alles schlecht an Threads. Im Gegenteil. Aber es ist eben Vieles noch merkwürdig.

Bluesky

Apropos Bluesky. Weil ich oben ein paarmal Bluesky erwähnt habe, schreibe ich da jetzt auch noch was zu: Bluesky benutze ich schon länger überhaupt gar nicht mehr, d.h. vielleicht ist auch Vieles nicht mehr aktuell von dem was jetzt kommt. Aber es kommt jetzt trotzdem, denn das will jetzt einfach auch noch aus mir raus. Meine Hauptgründe, Bluesky aktuell nicht mehr zu benutzen, sind diese:

(1) In der öffentlichen Ansicht meines Bluesky-Profils https://nnz.bsky.social fehlt der „Replies“-Tab. Nur „Posts“ und „Media“ ist sichtbar. Media enthält auch die Replies mit Bildern, aber alle Posts ohne Bilder, die an andere Posts anknüpfen, sind über mein Bluesky-Profil ohne Account nicht einsehbar. Für mich ist das ein absolutes K.O.-Kriterium für die Benutzung von Bluesky. Von einer Microblogging-Site erwarte ich zwingend, dass alle meine Posts ohne Account eingesehen werden können. Der Tab „Replies“ enthält auch die Posts, die nicht an andere anknüpfen (die aus dem Tab „Posts“), also einen Thread beginnen. Dieser Tab müsste verlinkbar sein, so wie z.B. in meinem Mastodon-Profil https://mastodon.social/@nnz/with_replies . Mindestens aber müsste es einen Tab „Replies“ geben, den man anwählen kann. In meinem Threads-Profil ist das z.B. so, und man kann den mit https://www.threads.net/@nnzgram/replies auch verlinken. Auch wenn dort die Posts, die nicht an andere Posts anknüpfen, nicht enthalten sind, und es einen Kombitab nicht gibt. Aber das ist ok. Was Bluesky macht, ist hingegen überhaupt gar nicht akzeptabel. Es ist für Microblogging nicht geeignet, denn die meisten Posts knüpfen ja an andere an, und sie sind für öffentliche Einsicht bestimmt.

(2) Die App ist komplett unbenutzbar. Klicke ich auf eine Link Card, folge dem Link, und kehre dann zurück, resettet sich die App, und man ist ganz woanders. Also so, als ob man die App ganz schließt und sie neu startet. Es gibt auch keine Bookmark-Funktion, mit der man sich als Workaround merken könnte, wo man war. Damit kann man Bluesky auf dem Handy nicht nutzen. Auch wenn man sich zwischendurch z.B. eine Signal-Nachricht anschaut, die man bekommen hat, resettet sich die Bluesky-App bei der Rückkehr. Da ich kaum Doom-Scrolling mache, sondern gerne in Diskussionen tiefer und tiefer hinabsteige, ist jeder solcher Reset für mich eine Katastrophe. So geht das einfach überhaupt gar nicht, zumal ich > 90% auf dem Handy unterwegs bin.

(3) Bei Bluesky kann ein Post nur 300 Zeichen haben. Ich lege mich da verbindlich fest, dass das einfach viel zu wenig ist. Unter 500 Zeichen (Threads, Mastodon) ist komplett nicht akzeptabel. Es führt dazu, dass irgendwann fast nur noch gechattet wird. Und das ist bei Bluesky auch passiert. Die Platform ist komplett zu einem totlangweiligen Chatforum verkommen. Vor dem Hintergrund ist natürlich auch Punkt (1) wieder verständlich, denn Replies bestehen bei Bluesky eben nicht aus wertbeisteuernden Posts mit Verknüpfung, sondern meist aus belanglosem Quatschgerede. Mit Glück ist der initiale Beitrag noch interessant, aber auch in dem wird oft nur ein externer Link geteilt. Und wenn es ein echter Beitrag ist, dann ist der meistens kopiert von Mastodon oder Threads, wo die Leute ihre primären Accounts haben. Originale Beiträge gibt es bei Bluesky kaum noch.

(4) Für mich am Schlimmsten neben (1) ist, dass man für einzelne User die Übernahme von Reposts nicht abschalten kann. Man kann nur pauschal alle Reposts abschalten. Dadurch kann man Leuten nicht folgen, die „für Reichweite reposten“ statt liken. Ich schrieb dazu in dem o.g. Link von vor einem halben Jahr schon ausführlich. („Auf Bluesky ist häufiges Re-Posten asoziales Verhalten.“) Und leider ist es schlimmer geworden. Wozu gibt es auf Likes basierende Algorithmen, wenn die Leute die Timelines mit ihren Reposts verseuchen? Bei Mastodon fangen die konfigurierbaren Apps das auf. Aber bei Bluesky taugt nur die offizielle App überhaupt etwas. Und die ist aktuell einfach nicht gut genug.

(5) Auch die Blockiererei ist bei Bluesky extrem übel. Wenn „A blockt B“ oder „B blockt A“ gilt, dann ist in der Ansicht die Verbindung zwischen allen Posts von A und B in beiden Richtungen (!) für alle gekappt. Und da bei Bluesky von den Leuten wie nirgends sonst auf Monokultur zurechtgeblockt wird, führt das dazu, dass so gut wie alle Threads komplett zerstückelt sind. Man suche nur mal nach irgend einem Thema. Man findet immer nur Thread-Fragmente, die nach oben hin in der Luft hängen. Dieses „Selbstmoderations“-Konzept von Bluesky ist aus meiner Sicht komplett gescheitert.

(6) Bluesky war viel zu lange in der Invite-only-Phase, so dass ein extremer Mix von Groß- und Kleinaccounts entstanden ist, der sich nicht mehr normalisieren kann. Dadurch funktionieren die angebotenen Algorithmen nicht mehr gut. Zumindest die mir bekannten Feeds sind im Laufe der Zeit alle Mist geworden. Und überhaupt: Was soll man mit zigtausenden von Feeds? Dann lieber zwei schlechte wie bei Threads. Ich halte mittlerweile sämtliche Ansätze von Bluesky, die es im Vergleich zu Mastodon oder Threads hat, für gescheitert. Das sind zwar alles ganz nette Ideen, aber die Umsetzung ist einfach nicht gut genug. Man sieht das auch daran, dass sich Neuankömmlinge bei Bluesky sehr schnell wieder abwenden.

War schön mit Euch. Bis dann denn. Vielleicht irgendwann mal wieder.

Fediverse

Was also tun? Zurück zu Mastodon? Dazu ein Hinweis auf Michael Seemanns Newsletter „Krasse Links 11“: https://mspr0.de/krasse-links-no-11/ . Er schildert dort den häufigen „Kontext Kollaps“ im Fediverse. Und das ist genau das, was mich von Anfang an am meisten gestört hat. Seemann schreibt: „Auch das Konzept des Fediverse leidet darunter, dass die „Beziehungsweisen“ nicht ernst genommen werden, sondern so getan wird, als seien alle Bezugnahmen austauschbar. Aber immer wenn ich einen Post verfasse, oder ein Bild hoch lade, dann machen ich das unter ganz bestimmten materiellen Bedingungen und antizipiere dadurch konkrete Rezeptionshaltungen und die Tatsache, dass dieser Kontext in der Rezeption verloren geht, ist ein handfestes Problem. Beziehungsweisen sind eben semantische Konzepte des Sich-Beziehens, die deswegen von allerlei Erwartungen strukturiert sind. Evtl. basiert die ganze Idee der Interoperabilität auf dem Mißverständnis der Austauschbarkeit von Beziehungsweisen?“.

Schon in https://wolkenstich.wordpress.com/2023/04/22/micro-blogging-ohne-fediverse/ hatte ich vor eine Jahr am Beispiel Pixelfed ausführlich dargestellt, wo genau das Problem liegt. Da ist eine Fotoplattform, aber es ist völlig sinnfrei, da etwas hochzuladen. Denn es wird doch überwiegend über Mastodon betrachtet. Seemann schreibt dazu: „Brodericks Beobachtung, dass das Fediverse am Ende immer nur Twittervarianten produziere, liegt natürlich an der überwältigenden Dominanz von Mastodon und das liegt wiederum daran, dass sich die Entwicklung von ActivtityPub – bewusst oder unbewusst – eng an den Affordanzen des Microblogging orientierte und daran merkt man, wie recht Haraway hat: die Perspektive des kontextlosen Schwebens über den Dingen ist immer eine Illusion, auch bei der Entwicklung von Protokollen. Und evtl. verteidigen die Leute auf Mastodon die Spezifität ihrer Beziehungsweisen deswegen so erbittert, weil sich diese Spezifität auf der Basis eines generalisierenden Protokolls entwickelt hat, das jetzt tut, was Protokolle halt so tun: Semantiken anschlussfähig machen.“

Das ist alles sehr akademisch formuliert, aber jedenfalls ist das Fediverse an sich als Konzept broken. Und damit komme ich zurück zu Threads. Threads will sich irgendwann irgendwie mehr oder weniger dem Fediverse öffnen. Und das macht mir echt Sorgen. Aber auch Bluesky wird irgendwann mit ATPROTO-Diensten föderieren, die ActivityPub-Brücken anbieten. Wenn das dazu führt, dass wir bei Threads und bei Bluesky unsere Kontexte verlieren, dann ist, gelinde gesagt, alles im Arsch. Das Fediverse ist „Kontext Kollaps“ auf allen Ebenen. Es wird niemals funktionieren. Andererseits ist Threads auch als Meta-gesteuerter Kontext schon eine düstere Vision an sich. Ebenso wie mutmaßlich bald TikTok Notes (das vor ein paar Tagen in zunächst Kanada und Australien gestartet ist). Ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll. Mir wird wohl nur bleiben, weiterhin mit Mastodon, Bluesky und Threads unzufrieden zu sein, und mal dies und mal das davon mal mehr und mal weniger zu benutzen.

https://wolkenstich.wordpress.com/2024/04/19/threads/

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Eigentlich wollte ich ja bloß den Artikel https://www.sueddeutsche.de/kultur/eva-illouz-linke-identitaetspolitik-selbstkritik-folgen-1.6335252 aus der SZ bei irgendeinem Social-Media-Ding teilen, weil ich den inhaltlich so toll finde. (Vermutlich wäre es Bluesky geworden, weil ich — wie ich auf Mastodon schrieb — momentan da gerade wieder mehr als bei Threads unterwegs bin.) Aber das ging aus zwei Gründen nicht:

  1. Der Artikel (ein Gastbeitrag) ist hinter einer Paywall. Und dann ist es unsittlich, den zu teilen.
  2. Ich weiß nicht, was ich von der Autorin Eva Illouz halten soll.

Warum weiß ich das nicht? Weil ich, nachdem ich den Artikel gelesen hatte, natürlich erstmal einige Dinge recherchiert habe, die darin neben dem eigentlichen Thema so vorkamen. Und die haben mich dann verwirrt.

Ein Beispiel: Bing Copilot erläutert mir „Die Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus (JDA) und die Definition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) sind zwei verschiedene Versuche, den Begriff und die Erscheinungsformen des Antisemitismus zu erklären.“. Und laut dem o.g. SZ-Artikel war Eva Illouz an der Ausarbeitung der JDA beteiligt und hat auch die „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ unterzeichnet, die laut Wikipedia „zur Möglichkeit des politischen Missbrauchs des Antisemitismusvorwurfs in der Bundestagsresolution zur antiisraelischen BDS-Bewegung aus dem Jahr 2019 Stellung nimmt“.

Ich hatte bisher verstanden (u.a. aus der Lektüre des Buchs „Haltung und Widerstand“ von Jutta Ditfurth), dass die BDS-Bewegung (Boycott, Divestment and Sanctions gegen Israel) klar antisemitisch und nicht nur antiisraelisch ist. Und Wikipedia sagt zwar, die JDA „will vor allem nicht-antisemitischen Antizionismus als freie Rede schützen“, während der Initiative Weltoffenheit aber „selbst Antisemitismus vorgeworfen“ werde (und „Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 zogen zwei Unterzeichner ihre Unterschrift zurück.“). Viele Personen „kritisierten die JDA als Verharmlosung von antisemitischen Formen der sogenannten Israelkritik“ sagt die Wikipedia aber auch.

Daher mein Problem mit Eva Illouz. Die Unterstützung von Antisemitismus relativierenden Initiativen (Weltoffenheit) und von antisemitischem Antizionismus verteidigenden Antisemitismus-Definitionen (JDA) kann ich bei einer Professorin für Soziologie an u.a. der Hebräischen Universität Jerusalem schwer nachvollziehen, zumal ihr o.g. Gastbeitrag in der SZ mit „über die Linke und Identitätspolitik“ übertitelt und mit „Unter Opfern“ betitelt ist und auch inhaltlich davon handelt. Das passt überhaupt nicht zusammen, denn gerade die Linksidentitären, gegen die es hier geht, sind ja meist auch antisemitisch. Und im Artikel kritisiert Illouz dann auch tatsächlich eine „Allianz zwischen dem religiösen Islam und der Linken“ und prangert den Antisemitismus von u.a. Judith Butler an und „ihre prominente Rolle in der BDS-Bewegung“. Sie fordert eine „doktrinäre Spaltung innerhalb der Linken“, eine Trennung von den Identitäten, deren „Positionen gefährlich wirkungsvoll geworden sind, und zwar aus zwei Gründen: Sie bilden die Grundlage für eine Politik des Hasses gegen die Juden, und sie haben die Linke in etwas verwandelt, was kaum wiederzuerkennen ist.“ Den Artikel finde ich wie gesagt inhaltlich großartig. Mich verwirrt aber eben sehr, wofür die Autorin sonst so steht. Und deshalb weiß ich nicht, ob ich ihn teilen möchte.

Mir könnte die Autorin natürlich egal sein, denn was sie hier schreibt, ist ja gut. Aber „zum Glück“ muss ich diese Entscheidung nicht treffen, den Teilen geht eben eh nicht, weil der Artikel wie gesagt hinter einer Paywall ist (für die ich übrigens gerne zahle, weil ich dann solche hervorragenden Beiträge lesen kann — auch wenn ich streng genommen ja eigentlich nur dafür zahle, dass andere sie NICHT lesen können — aber das ist ein anderes Thema). Seit einiger Zeit sind allerdings fast alle guten Artikel gegen Linksidentitäre hinter einer Paywall. Auch um die Autor:innen vor Social-Media-Attacken zu schützen. Und da es in diesem Gastbeitrag in der SZ speziell gegen den Antisemitismus der Identitären geht, ist das insbesondere hier nicht verwunderlich. Dennoch muss ich diesen Blogeintrag mit „Leider Paywall“ betiteln. Denn ich hätte dem SZ-Artikel mehr Reichweite gegönnt. Viele Leute würden nach seiner Lektüre auch besser verstehen, warum Greta Thunberg antisemitisch geworden ist.

https://wolkenstich.wordpress.com/2024/01/20/leider-paywall/

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In Social Media habe ich heute ein paarmal den Artikel AfD-Verbot: Fulminante Scheindebatte von Leo Fischer verlinkt gesehen. Der Untertitel ist „Ein AfD-Verbot wird von der bürgerlichen Gesellschaft nicht ernsthaft angestrebt“.

Die AfD, das ist diese Plattform, diese Marke, die auch als politische Partei zu demokratischen Wahlen antritt, obwohl sie bereits in drei ostdeutschen Ländern vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft ist (und so ziemlich überall sonst mindestens als Verdachtsfall überprüft wird), weil sie letztendlich nur ein Netzwerk von Rechtsextremen ist.

Fischer schreibt in dem Artikel „Die bürgerliche Gesellschaft (…) distanziert sich rhetorisch, während sie performativ alles weiterlaufen lässt.“ und ich sehe das genauso. Denn nicht nur Friedrich Merz positioniert seine CDU als „AfD mit Substanz“ und versucht, deren Rechtspopulismus zu imitieren. Und nicht nur die politischen Vertreter:innen der bürgerlichen Gesellschaft (ge)brauchen die AfD. Die Bürgerlichen selber brauchen das Feindbild des „linken“ Establishments und u.a. die AfD als dessen Gegenpol. Sie verkörpert zusammen mit den Unionsparteien von Merz und Söder den deutschen Trumpismus. Dass bis vor kurzem die Unionsparteien selber zum „Establishment“ gehört haben, ist lange vergessen.

Bei einem Verbotsverfahren gegen die AfD würde der Hass auf die Ampel explodieren. Und insbesondere in Regionen, in denen die AfD in Wahlumfragen gut dasteht, würden sich auch politisch AfD-ferne Wähler:innen mit ihr solidarisieren, weil sie an eine politische Intrige glauben wollen. Entsprechend sind insbesondere auch die Grünen skeptisch. Das Handelsblatt zitiert deren Fraktionsgeschäftsführerin Irene Mihalic mit „Es geht um rechtlich sehr voraussetzungsvolle Fragen, die eingehend in tatsächlicher, juristischer und politischer Hinsicht geprüft werden müssen. Diese Aufgabe haben alle drei antragsberechtigten Verfassungsorgane verantwortlich zu erfüllen“.

Und in der Tat sind neben den gesellschaftlichen und politischen Implikationen insbesondere auch die juristischen nicht ohne, denn nur das Bundesverfassungsgericht kann eine Partei verbieten. Es braucht dafür ein Hauptverfahren, und es muss alle Beweise selber sichten und bewerten. Die Einschätzung des Verfassungsschutzes ist irrelevant. Der Verfassungsschutz muss aber die Beweise vorlegen und darf während des gesamten Verfahrens nicht weiter ermitteln. Es gäbe also 4-5 Jahre lang keine nachrichtendienstlichen Informationen mehr. Allein das wäre fatal.

Es braucht für ein Verbot außerdem eine qualifizierte Zweidrittelmehrheit der Mitglieder des zuständigen Senats beim Bundesverfassungsgericht, d.h. sechs von acht Richter:innen müssen zustimmen, was defacto eine erforderliche Dreiviertelmehrheit bedeutet. Und sie dürfen ausschließlich nach Rechtslage entscheiden. Wenn sie das tatsächlich tun und damit vermutlich gegen ein Verbot aussprechen (müssen), wäre das politisch fatal, da es als Gütesiegel für die AfD verstanden werden würde.

Eine Partei kann juristisch nur verboten werden, wenn sie eine verfassungsfeindliche Haltung „in aktiv-kämpferischer aggressiver Weise“ wirksam umsetzt und aller Voraussicht nach damit erfolgreich sein wird, „das Funktionieren der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu beseitigen“. Ein „gesichert rechtsextrem“ (falls die Bundes-AfD jemals so eingestuft wird) reicht also bei weitem nicht aus. Das System selbst muss schon kurz vor dem Kippen sein. Mit dem, was der Verfassungsschutz heute hat (und mehr dürfte er dann ja nicht ermitteln) dürfte das noch nicht zu belegen sein.

Die Folgen eines Parteiverbots wären übrigens die Auflösung der Partei und ihrer Teilorganisationen, der Verlust der Mandate, die Konfiszierung des Parteivermögens und das Verbot der Kennzeichen und Propagandamittel der Partei und ihrer Nachfolgeorganisationen. Man überlege sich einmal, was in Deutschland los wäre, wenn das geschähe. Es würde noch mehr Solidarisierung bedeuten. Es würde Märtyrer schaffen.

Den Verbotsantrag stellen können im übrigen nur die Verfassungsorgane Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung. Der Bundeskanzler alleine kann das nicht. Seine Richtlinienkompetenz gilt in diesem Fall nicht. Und ich kann gut nachvollziehen, warum sich weder der Bundestag noch der Bundesrat noch die Bundesregierung bisher dazu durchringen konnten, einen defacto aktuell noch aussichtslosen Verbotsantrag zu stellen. Denn gesetzlich ist zwar nicht begrenzt, wie oft hintereinander man einen Verbotsantrag stellen kann, aber politisch dürfte es jedes Mal schwieriger werden, und es wird auch jedesmal wieder mindestens 5 Jahre Ermittlungszeit und 5 Jahre Verfahrensdauer bedeuten. So viel Zeit haben wir gar nicht. Wenn überhaupt, dann muss es beim ersten Mal klappen.

Fischer schreibt in dem eingangs genannten Artikel „Sinnvoll wäre ein Verbot, weil die AfD politisch nicht zu schlagen ist. All die öffentlichen Versuche der Entzauberung in Talkshows haben nur ihre Sichtbarkeit erhöht. Die AfD ist nur in der Struktur anzugreifen, sie muss zerschlagen werden.“, und auch dem stimme ich zu. Wir sind hier als Gesellschaft gefordert. Die Politik, die Medien und die Gerichte werden uns nicht helfen (können). Wir müssen uns in unserem eigenen sozialen Umfeld aktiv gegen die Bürgerlichen stellen, die die AfD im Grunde wollen. Diese sind der Nährboden dieser „präfaschistischen Zeiten“.

Nie wieder ist jetzt.

https://wolkenstich.wordpress.com/2024/01/12/afd-verbot/

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Gerade eben bin ich darüber gestolpert: dass bei Bluesky jemand schrieb „Wie Du es schaffst und warum, hier die Mastodon/weiße cis Dude-Vibes zu verbreiten lasse ich weiter bei Dir.“

Ich will hier nicht thematisieren, worum es da ging (der Autor:in wurde in dem selben Thread weiter oben „Hat auch nur 30 Minuten gedauert, bis hier Mastodon-Vibes entstehen“ vorgeworfen, und sier hat darauf reagiert, indem sier selbst einen Mastodon-Vibe-Vorwurf zurückwarf), aber mir kam spontan in den Sinn, dass ich ungefähr ein Jahr vorher bei Mastodon mal geschrieben hatte „Nicht überrascht war ich von der Wahrnehmung der CW harassment culture hier bei Mastodon als alles von „the comfort of white fragility“ bis „instanced wokescolding“, aber völlig überrascht war ich, warum Hive die Antwort darauf sein soll.“. („CW“ meinte „content warning“, ein häufiges Streit-Thema bei Mastodon.)

Bei diesen Zitaten (die mit „wokescolding“ und „white fragility“) bezog ich mich auf den in jenem Mastodon-Post von mir beigefügten Screenshot von Tweets über Mastodon. Zu der Zeit, also bis vor etwa einem Jahr, diskutierte man noch bei Twitter, insbesondere wenn es um Mastodon ging, denn das war auf Mastodon selber nicht sinnvoll möglich („was aber als typisches Selbstbild-vs-Fremdbild-Ding erwartungskonform ist“ schrieb ich damals dazu). Und auch dort hatte ich einen Screenshot angehängt mit Diskussionen um Alternativen zu Twitter. (Das Thema ließ mich nie los. Auch im letzten Blogbeitrag hier ging es ja darum.)

Heute, ein Jahr später, haben wir also Bluesky als zusätzliche Alternative, auf der wir über „Mastodon-Vibes“ sprechen können. Für viele ist Bluesky die erste wirklich echte Alternative zu Twitter, obwohl die meisten wissen, dass Bluesky Social ein reiner Showcase des in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befindlichen AT Protocol ist, und das noch ohne eigenes Geschäftsmodell, und auf lange Sicht erstmal nur invite-only, und noch ganz ohne kommunizierte Vision der gleichnamigen Firma, mit außerdem völlig intransparenten Eigentumsverhältnissen. Einer Firma, die Entwicklung und Standardisierung des gemeinützigen Teils (also eben des AT Protocol) absolut priorisiert und auch die Weiterentwicklung des Showcase Bluesky Social (mit einem extrem kleinen Entwicklungsteam) aktuell allein daran ausrichtet. Sitzend in den USA, trotz „public benefit C Corp“-Status Gewinn-orientiert und Venture-Capital-finanziert, will diese Firma in einigen Jahren irgendwas erreicht haben, was keiner von uns heute erraten kann.

Angesagt ist Bluesky aktuell 1. bei vielen, die damals (als jener libertäre Tech-Bro Twitter übernahm und für alle offen sichtbar in ein rechtsextremes Propagandamedium umzubauen anfing) den Schuss nicht gehört hatten und bis fast heute bei Twitter/X geblieben waren (bis es wirklich ganz unübersehbar wurde), sowie 2. bei diversen Groß-Accounts, die das sehr wohl schon früh mitbekamen, aber bisher einfach nur Angst um ihre (mittlerweile trotzdem verschwundene) Reichweite hatten, außerdem 3. bei Leuten wie mir, die mit Mastodon nur schlechte Erfahrungen gemacht und daher nie für eine Alternative zu Twitter gehalten haben (und ein Jahr lang verzweifelt versuchten, diese unerträgliche Zwischenstation im Fediverse wieder irgendwohin zu verlassen), und letztendlich 4. auch bei einigen Experten, die im AT Protocol die mögliche langfristige Ablösung von ActivityPub sehen — dem Protokoll, das Mastodon zugrunde liegt, und das dessen mit Abstand größte Schwachstelle ist.

Bluesky ist nicht anders als die meisten Plattformen dieser Art. Wie Twitter, Mastodon und der Instagram-Wurmfortsatz „Threads“ von Meta (mit separater und in Europa derzeit noch gesperrter App) ist es ein Post-and-Reply-Modell, bei dem man sich mit einem Reply in einen Thread einklinkt, oder mit einem Post einen neuen startet, bei dem sich Post und Reply ansonsten aber nicht unterscheiden, und bei dem die entstehenden Threads allen gehören. (Der Gegensatz dazu sind Post-and-Comment-Modelle, bei denen sich Post und Kommentar wesentlich unterscheiden, und wo die Kommentarstränge immer an einem Post hängen, an dem die postende Person Hausrecht hat und fremde Kommentare sogar löschen kann.) Bei Bluesky ist nichts löschbar. Will man dort eine Verbindung eines eigenen Posts von oder zu einem bestimmten anderen Post für alle ausblenden, muss man die Autor:in jenes anderen Posts öffentlich blockieren. Das blendet dann sämtliche Verbindungen zu dieser Person in allen Threads (und auch Follower/Followee-Beziehungen) für alle User so lange aus, bis man die Person wieder entblockt. Die verbliebenen Teil-Threads erscheinen solange als getrennte Threads, wodurch die einzelnen Teile unterschiedliche Reichweiten bekommen. Groß-Accounts nutzen dieses Feature daher gerne, um zu beeinflussen, welche Gedanken und Verhaltensweisen auf der Plattform mehr und welche weniger Reichweite bekommen sollen, sowie welche Personen von zukünftigen Diskursen ausgeschlossen werden und welche nicht. Dadurch wird die Plattform hauptsächlich durch diese User moderiert. Die Möglichkeit des Meldens von Posts dient nur noch dazu, den Mechanismus der Betreiber zu triggern, der Bots und Trolle über die (nicht-öffentlichen) Invite-Graphen identifizieren und abschalten kann. Ansonsten moderierend eingreifen können die Betreiber nicht, da es noch keine Moderations-Teams gibt, und sich auch das Moderations-Tooling noch in der Entwicklung befindet.

Auch bei Bluesky lässt man sich Feeds (Timelines) von anderen Menschen kuratieren, in dem man sich aussucht, welchen Accounts man folgt. Diese ausgewählten Followees schieben einem z.B. Posts von Dritten unter, indem sie deren Posts liken. Man sieht diese dann u.a. in dem Feed „FollowersLike“, der einem Posts anzeigt, die Personen geliked haben, denen man folgt. Aber auch z.B. in dem Followee-unabhängigen Feed „Silberskeets“, der deutschsprachige Posts anzeigt, die von mehreren beliebigen Personen geliked wurden. Ein anderer Weg seinen Followern Post von Dritten unterzuschieben, sind Replys (bei Twitter „Drukos“ genannt). Haben die Follower ihre App auf die Threaded-Ansicht umgestellt (und die Schwelle der für eine Anzeige erforderlichen Likes auf Replys in der App für sich passend eingestellt), erscheinen diese in dem Feed „Following“ über dem Reply. Ein dritter Weg, jemandem Posts von Dritten unterzujubeln, sind Quote Posts (bei Twitter „Drükos“ genannt). Kein geeigneter Weg hingegen sind bei Bluesky Re-Posts. Man kann die Anzeige von Re-Posts dort aktuell nur für alle abschalten (was man aber nicht möchte, da gelegentliche Re-Posts wertvolle Empfehlungen sind) und hat ansonsten nur die Wahl, keinen Accounts zu folgen, die überwiegend re-posten. Re-posten ist daher der sichere Weg, seine eigene Reichweite zu senken, ohne die Reichweite der ge-re-posteten Sachen zu erhöhen. Mir bereitet es immer Schmerzen, wenn ich Leuten nicht (zurück-)folgen kann, weil diese überwiegend reposten. Auf Bluesky ist häufiges Re-Posten asoziales Verhalten.

Aber zurück zu den eingangs genannten Mastodon-Vibes bei Bluesky. In dem Beispiel hatte jemand auf einen „wokescolding“-Angriff mit „white fragility“ reagiert, was zwei sehr typische aber auch sehr unterschiedliche Mastodon-Vibes sind, die zunehmend auf Bluesky rüberschwappen, und dann haben die sich das gegenseitig vorgeworfen. Die gleiche Diskussion hätte aber auch bei Mastodon selber stattfinden können. Ein anderes Konfliktpotential bei Bluesky ist, dass dort die unterschiedlichen Kulturen von Twitter und Mastodon aufeinandertreffen, weil alle bei Bluesky vorher entweder bei Twitter oder bei Mastodon sozialisiert wurden. Die Empörungskultur von Twitter und die Gängelungskultur von Mastodon (z.B. hinsichtlich Bildbeschreibungen) passen aber überhaupt nicht zusammen, obwohl beides gleichermaßen kulturkampfig ist. Ekelhaft sind bei Bluesky auch die zahlreichen öffentlichen Blockempfehlungen und das ungewöhnlich arrogante Verhalten vieler Ex-Twitter-Großaccounts. Auch politisch ist Bluesky zwar sehr angenehm, aber kein Abbild der Gesellschaft, und exzessive Blockier-Orgien (öffentliches Mobbing) gibt es bei Bluesky nicht nur für Bots oder Trolle, sondern auch schon für kleinste abweichende Meinungen oder unbeliebte Formulierungen. Diskurs ist dort nicht möglich. Zugleich ist die Anfangszeit, in der alle lieb und humorvoll waren, lange vorbei. Und niemand weiß, wann das Klima kippt.

Ich selber mag Bluesky trotz allem. Ich bin seit 12. August 2023 (User ) dort, und es ist nach wie vor die Plattform meiner Wahl und meine ausdrückliche Empfehlung. Von den 10 Invite-Codes, die ich bisher zum Weitergeben von Bluesky erhalten habe, habe ich bisher nur 3 vergeben (den ersten bereits am 17. August an User ), d.h. wer dies liest und einen Invite für sich selbst haben möchte, der mag sich gerne bei mir melden.

https://wolkenstich.wordpress.com/2023/10/28/bluesky/

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